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Stundenlanger Stromausfall im Westen Kubas

Versorger und Medien berichteten in Echtzeit über Störfall. Schwerste Unterbrechung seit Jahren. Bloggerin skandalisiert Zwischenfall

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Arbeiter repariert Stromleitung in Kuba
Arbeiter repariert Stromleitung in Kuba - der Ausfall vom Sonntag soll nun untersucht werden

Havanna. Ein sechsstündiger Stromausfall hat am vergangenen Sonntag in der Westhälfte Kubas und in der Hauptstadt Havanna die Versorgung mit elektrischer Energie unterbrochen. Millionen Menschen waren stundenlang ohne elektrisches Licht, Fernsehen und Ventilatoren. Viele Anwohner der betroffenen Provinzen verbrachten den Sonntagabend – auch wegen der andauernden Hitze – im Freien.

Die staatliche Tageszeitung Granma veröffentlichte noch am Sonntag in ihrer Internetausgabe eine Nachricht der staatlichen Energiegesellschaft UNE-MINBAS von 22:27 Uhr Ortszeit. Demnach hatte ein Defekt an einer 220-Kilovolt-Hochspannungsleitung zwischen den Städten Ciego de Ávila und Santa Clara kurz nach 20 Uhr Ortszeit den Stromausfall verursacht, von dem das gesamte Land zwischen Camagüey in Zentralkuba und Pinar del Rio in der westlichsten Provinz betroffen war. In den östlichen Provinzen gab es nur Ausfälle von wenigen Minuten. Krankenhäuser, Flughäfen und andere wichtige Einrichtungen, die über Notstromgeneratoren verfügen, waren demnach nicht betroffen.

In einigen Stadtteilen Havannas wurde die Stromversorgung gegen Mitternacht wieder hergestellt. Nach sechs Stunden war der Stromausfall landesweit behoben. Die Energiegesellschaft UNE-MINBAS teilte gestern mit, dass sie nach Sicherstellung der Energieversorgung die Ursachen für den Störfall genauer untersuchen werde. Während Stromausfälle auf Kuba in den neunziger Jahren häufig vorkamen, war die Stromversorgung in der letzten Zeit stabil gewesen. Der Blackout vom Sonntag war der schwerste Störfall seit knapp zehn Jahren.

Obwohl Augenzeugen und Betroffene wie der kubanische Blogger Yohandry Fontana aus Havanna und die Journalistin Norelys Morales aus Santa Clara übereinstimmend berichteten, dass die Bevölkerung auf die Störung zwar genervt aber gelassen reagierte, versuchten Regierungsgegner wie die Bloggerin Yoani Sánchez als Korrespondentin der kubakritischen spanischen Tageszeitung El País die "verspätete" Information über den Vorfall zu skandalisieren – eine Position, die im klaren Widerspruch zu den recherchierbaren Informationen aus Kuba stand.

Dabei war der Stromausfall vom Sonntag auf Kuba trotz aller Belästigungen für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger im internationalen Vergleich ein eher harmloser Vorfall. Beim bisher größten Stromausfall in der Geschichte der Menschheit waren am 31. Juli 2012 in Indien bis zu 600 Millionen Menschen betroffen, berichtete die Süddeutsche Zeitung. Und erst vor gut zwei Monaten waren Millionen Menschen in den USA für Tage ohne Strom. Im Zusammenhang mit dem tagelangen Stromausfall von Anfang Juli 2012 waren nach einem Bericht der in Berlin erscheinenden "Tageszeitung" in den USA mehr als 23 Todesfälle zu beklagen.