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Kubas Präsident: "Stromausfälle höchste Priorität der sozialistischen Regierung"

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Diaz-Canel, López und O'Levy (v. l. n. r.) beim Podcast "Desde la Presidencia"
Diaz-Canel, López und O'Levy (v. l. n. r.) beim Podcast "Desde la Presidencia"

Havanna. In seinem jüngsten Podcast "Desde la Presidencia" hat sich Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel zur angespannten Energiesituation des Landes geäußert. Das Thema Stromausfälle beschäftige die Kubaner derzeit am meisten und habe "Priorität vor allen unendlichen Prioritäten des sozialistischen Staates", so Díaz-Canel. Von einer funktionierenden Stromversorgung hänge nicht nur das Wohlergehen der Bevölkerung, sondern auch der Betrieb der Wirtschaft ab.

Eine Frage, die sich viele Kubaner stellten: Warum hat sich die Stromversorgung in den letzten Wochen trotz mittlerweile 13 neuer Solarparks nicht verbessert? Die Stromnachfrage sei seit März tagsüber von 2580 auf 3050 Megawatt (MW) und nachts von 3250 auf 3500 MW gestiegen. Das Defizit wuchs dadurch trotz einer leicht verbesserten Verfügbarkeit von 827 auf 1200 MW am Tag und von 1154 auf über 1600 MW in der Nacht an.

Energieminister Vicente de la O’Levy erklärte, dass die hohe Nachfrage mit den gestiegenen Temperaturen, aber auch mit Verbrauchsüberschreitungen zusammenhänge. Zudem steige der Bedarf um 200-250 MW, wenn kein Flüssiggas zum Kochen verfügbar ist – was aufgrund von Lieferengpässen seit mehreren Monaten der Fall ist.

Hinzu komme, dass die Parks bisher vor allem weggebrochene Leistung ersetzen, wie etwa die zurückgehende Zahl türkischer Kraftwerksschiffe oder ausgefallene Großkraftwerke.

Díaz-Canel hob hervor, dass im Juli über 500 MW Photovoltaik-Leistung verfügbar sei, die bei fünf Sonnenstunden 2.500 MW/h erzeugten. Auch die Reparatur der Wärmekraftwerke gehe voran. Mehrere Blöcke der Kraftwerke Santa Cruz, Cienfuegos und Renté sollen in Kürze wieder ans Netz gehen.

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"Venezuela wird angegriffen, boykottiert und verfolgt“, sagte Minister O’Levy über Kubas wichtigsten Öllieferanten. "Wir haben aber eine Formel gefunden, wenn auch nicht auf dem früheren Niveau. Die werden wir jedoch nicht erklären, damit man sie nicht verfolgt“, ergänzte Díaz-Canel.

Er prangerte die "Perversität der US-Blockade" an, die den Erwerb von Treibstoff massiv erschwere. So liege seit März ein Gastankschiff vor Santiago, dessen Ladung erst jetzt gelöscht werden konnte. "Wir haben das Geld, aber es kommt nicht bei den Lieferanten an", erklärte O’Levy.

Der Chef des Stromversorgers Unión Eléctrica, Alfredo López, räumte ein, dass sich die Abschaltpläne verbessern ließen und man daran arbeite, dies zu tun.

"Wenn wir es schaffen, im Juli und August die Verfügbarkeit zu erhöhen, Treibstoff zu bekommen und den Verbrauch zu rationalisieren, werden die Stromausfälle abnehmen und sich besser planen lassen, sagte López.

Díaz-Canel betonte: "Wir sind uns des Problems bewusst und arbeiten unermüdlich an Lösungen." Er verurteilte die Verbreitung von Falschmeldungen, wonach es 72-stündige Totalausfälle geben solle und betonte, es werde auch in den nächsten Monaten keine "Null-Abschaltungen" geben.