Venezuela bringt zweiten Satelliten ins All

Start von "Miranda" als Schritt zur technologischen Unabhängigkeit Venezuelas. Feiern in Caracas

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Steuerungszentrum "Base Aeroespacial Capitán Manuel Ríos" im Bundesstaat Guárico
Steuerungszentrum "Base Aeroespacial Capitán Manuel Ríos" im Bundesstaat Guárico

Caracas/Peking. Am heutigen Freitag kurz vor Mitternacht wird der venezolanische Satellit "Miranda" starten. Es ist bereits der zweite Satellit, den Venezuela in Zusammenarbeit mit der chinesischen Firma für Luft- und Raumfahrttechnologie (CGWIC) hergestellt hat. Sein Einsatz soll vor allem der Wissenschaft und Forschung dienen, sagte Jorge Arreaza, Minister für Wissenschaft und Technologie, in einem Interview mit dem Sender Venevisión.

"Miranda" wird in erster Linie zur Rohstoffsuche, Stadtplanung und zur Überwachung von Erdbeben und ihren Folgen eingesetzt. So soll der Satellit beispielsweise wichtige Informationen zur Planung des sozialen Wohnungsbauprogramms Gran Misión Vivienda bereitstellen. Auch die Landwirtschaft soll von dem Projekt profitieren. Über den Trabanten lassen sich Fluten und Trockenperioden beobachten, wodurch eine Vorhersage für den besten Zeitpunkt der Saat möglich ist.

Venezuela will sich mit einem weiteren eigenen Satelliten auch aus der Abhängigkeit von privaten Unternehmen lösen, die bisher die benötigten Bilder liefern. Eine Satellitenaufnahme von einem privaten Satelliten koste den Staat umgerechnet 2.500 Euro. Diese seien zudem der Gefahr der Manipulation ausgesetzt, befürchtet Arreaza. "Miranda" werde nun 350 Bilder pro Tag liefern können. Die ersten Ergebnisse werde man ab dem 10. Oktober begutachten können.

Die Zusammenarbeit mit China beinhaltet nicht nur den Bau des Satelliten. Vor Ort hat das chinesische Unternehmen 52 venezolanische Ingenieure an der Produktion beteiligt und ausgebildet. Darüber hinaus wird im nächsten Jahr ein Konstruktions- und Forschungszentrum zum Bau von kleineren Satelliten in Borburata, im Bundesstaat Carabobo eröffnen. In den ersten drei Monaten wird der neue Satellit jedoch noch von den chinesischen Raumfahrttechnologen betreut, danach geht er komplett in die Kontrolle von Venezuela über.

Die venezolanische Regierung versteht den Start von "Miranda" als einen weiteren Schritt zur technologischen Unabhängigkeit des Landes. Bereits im Jahr 2005 hatte Präsident Hugo Chávez in China ein Abkommen zum gemeinsamen Bau eines eigenen venezolanischen Satelliten unterzeichnet. Nur drei Jahre später wurde der Satellit "Simón Bolívar" ins All geschossen und brachte dem Land einen großen Fortschritt im Bereich der Telekommunikation. Das dezentrale Universitätssystem und die Verbreitung von Internet- und Telefonanschlüsse wurden mithilfe der Staellitentechnik ausgebaut. Auch der lateinamerikanische Nachrichtensender Telesur profitiert von der Ausstrahlung durch "Bolívar".

Begleitet wird der Start der Trägerrakete in China von Feiern in Caracas, die das ganze Wochenende dauern sollen. Unter dem Motto "Venezuela Potencia Tecnológica" – Technologische Kraft Venezuela – befassen sich Ausstellungen in Museen mit dem ersten Satelliten "Simón Bolívar" und der venezolanischen Telekommunikation im Allgemeinen. Um 23:42 Uhr wird der Start von "Miranda" live an den Festorten und vom Nachrichtenkanal Telesur übertragen.