Kolumbien / Venezuela

Uribe vs. Chávez - die nächste Runde

Dramatische Verschlechterung der Beziehungen zwischen Venezuela und Kolumbien innerhalb einer Woche

Caracas. Das Verhältnis zwischen Kolumbien und Venezuela hat sich weiter verschlechtert. Am Dienstag rief das venezolanische Außenministerium seinen Botschafter aus Bogotá zurück. Präsident Hugo Chávez reagierte auf die Anfeindungen seines kolumbianischen Amtskollegen Álvaro Uribe, indem er ihn einen "traurigen Handlanger des Imperiums" nannte. Uribe hatte den Comandante der bolivarischen Revolution beschuldigt, er wolle ein Imperium in Lateinamerika errichten. Außerdem nannte er ihn einen "Brandstifter". Chávez konterte und nannte Uribe einen "Lügner" und "Friedensfeind", der das nachplappert, was Washington ihm diktiere.

Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern hatten sich am Donnerstag dramatisch verschlechtert, als Uribe unerwartet Chávez mitteilen ließ, dessen Vermittlerrolle sei beendet. Im August hatte er den Venezolaner beauftragt, in einem Gefangenenaustausch mit der Guerilla der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) zu vermitteln. Chávez empfand das abrupte Ende seiner Mediatorenrolle als eine Beleidigung und legte die Beziehungen zu Kolumbien auf Eis.

Gleiches widerfuhr den Spaniern, deren König den venezolanischen Präsidenten auf dem Iberoamerika-Gipfel in Chile öffentlich beleidigt hatte. Das Madrider Außenministerium bestellte am Dienstag den venezolanischen Botschafter ein, um zu erfahren, wie Chávez’ Äußerungen zu verstehen seien. Spanische Unternehmen sind hauptsächlich im Dienstleistungssektor tätig. Die angelaufenen Investitionen belaufen sich in der achtjährigen Amtszeit von Chávez auf insgesamt 1,8 Milliarden Euro.

Chávez prangerte am Dienstagabend in der Fernsehsendung "La Hojilla" (Die Rasierklinge) die psychologische Kriegsführung seiner Gegner an. Zuvor hatte die spanische Ausgabe von CNN ein Porträtfoto von ihm gesendet mit dem Untertitel: "Wer brachte ihn um?", während der Moderator von einem Totschlagsverbrechen in den USA berichtete. Nach sieben Sekunden bemerkte er dann den angeblichen Fehler. Chávez interpretierte den Clip als möglichen Mordaufruf. Das Klima erinnert an die Vorputschtage von 2002. Am Sonntag stimmen die Venezolaner über die Verfassungsreform ab.


Den Originaltext der Tageszeitung junge Welt finden Sie hier.