Venezuela / Mexiko / Wirtschaft

Zementkrieg beigelegt

Keine Enteignung: Venezuela übernimmt vier Werke des mexikanischen Cemex-Konzerns. "Angemessener Preis" soll bis Ende September ausgehandelt werden

Mexiko-Stadt/Caracas. Der mexikanische Zementkonzern Cemex (Cementos Mexicanos) akzeptiert die Übernahme seiner Werke in Venezuela durch den dortigen Staat. Beide Seiten erklärten sich bereit, bis zum 26. September einen angemessenen Preis für die Aktiva des Unternehmens auszuhandeln. Gleichzeitig verzichtet Cemex auf Klagen vor internationalen Gerichten. Dies ist der Kompromiss, auf den sich die Konfliktparteien am vergangenen Mittwoch geeinigt haben. Dem waren turbulente Tage vorangegangen, nachdem Venezuelas Präsident Hugo Chávez am 19. August per Dekret die Enteignung des mexikanischen Zementriesen verkündet hatte.

"Beide Seiten erklären sich einverstanden, dass der venezolanische Staat die Kontrolle und den Betrieb der Werke (...) und alle Aktiva von Cemex Venezuela übernimmt", heißt es in dem von Héctor Medina, Cemex-Vizepräsident, und Rafael Ramírez, Energieminister von Venezuela, unterzeichneten Papier. Die alte Konzernleitung wird demnach durch ein neues, kommissarisch amtierendes Management ersetzt. Wie von offizieller Seite verlautete, ging die Übernahme ohne größere Probleme vonstatten. Die vier von der Verstaatlichung betroffenen Zementwerke produzieren normal weiter. Dasselbe gilt für den Vertrieb und Transport.

Auf Bitten der mexikanischen Regierung waren die Verhandlungen am vergangenen Montag wieder aufgenommen worden. Mexikos Präsident Felipe Calderón hatte in einem Brief um eine Verlängerung der Verhandlungen gebeten und appelliert, doch noch zu einer gütigen Einigung zu gelangen.

Cemex wird den Verlust seiner venezolanischen Besitzungen verschmerzen können. Der in über 50 Staaten operierende drittgrößte Zementhersteller der Welt setzt im Jahr gut 15 Milliarden US-Dollar um. Seine Werke in Venezuela machten gerade einmal drei Prozent des weltweiten Konzernumsatzes aus.


Den vollständigen Originaltext des Artikels in der Tageszeitung junge Welt finden Sie hier.