Venezuela

Klarheit über Überfall auf Synagoge

Die Jüdische Gemeinde ist zufrieden mit dem schnellen Verlauf der Ermittlungen

Caracas. Heute präsentierte der venezolanische Innenminister gemeinsam mit Vertretern der jüdischen Gemeinde in Venezuela die ersten Ermittlungsergebnisse zum Überfall auf die Synagoge in Caracas. Minister El Aissami bestätigte, dass bei dem Überfall Insider-Wissen eine Rolle spielte. Einer der insgesamt 11 Personen, die vorläufig festgenommen wurden, arbeitete als Wachmann in der Synagoge. Eine weitere Person, ein Polizeibeamter, hatte mehrere Jahre seinen Dienst als Leibwächter des Rabbi dieser Gemeinde ausgübt. Außerdem wurden zwei vorbestrafte Zivilisten und weitere 7 Polizeibeamte unterschiedlicher Diensteinheiten festgenommen.

Der Präsident der jüdischen Gemeinde Venezuelas, Elías Farache, dankte der Polizei für ihre schnelle Arbeit. Im Zuge der Ermittlungen habe die venezolanische Regierung ihre Verbundenheit im Kampf gegen den Antisemitismus bewiesen. "Die jüdische Gemeinde Venezuelas ist zutiefst bewegt und dankbar für die Solidaritätsbekundungen, die wir aus allen Teilen der Gesellschaft erhalten haben." Er sei überzeugt, dass man auf einem guten Weg des Dialogs sei, so Elías Farache.

Unterdessen besteht noch keine endgültige Klarheit über die Motive für den Überfall. Nach Ansicht der Ermittler spricht vieles für einen Raubüberfall. Die Täter hatten während des Überfalls Kassen und Tresore in dem Gebäude aufgebrochen. Dabei soll der ehemalige Leibwächter des Rabbi als Kopf der Bande davon ausgegangen sein, dass sich in dem Gebäude ein größerer Geldbetrag von bis zu 60.000 Euro befindet. Nach Ansicht der Ermittlungsbehörden können aber auch andere Motive noch nicht ausgeschlossen werden. Die Festgenommen wurden gestern dem Haftrichter vorgeführt.

Präsident Hugo Chávez hat gestern die Verleger und Herausgeber privater Medien in Venezuela ermahnt, die Falschdarstellungen zu berichtigen, nach denen Anhänger der Regierung für den Überfall verantwortlich seien. Dabei bezog er sich vor allem auf die Herausgeber der Tageszeitung Tal Cual, Teodoro Petkoff, und El Nacional, Luis Enrique Otero. In Venezuela findet am kommenden Sonntag das landesweite Referendum darüber statt, ob Amtsträger sich zur Wiederwahl aufstellen lassen können. Besonders die Tageszeitung El Nacional hatte mehrmals mit offensichtlichen Falschdarstellungen Stimmung gegen die Regierung gemacht.