Honduras

Zelaya auf dem Weg nach Honduras

Gewählter Präsident "zu jedem Opfer bereit". Scharfschützen am Flughafen. Putschisten verbarrikadieren sich

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Zelaya auf dem Weg nach Honduras
Putschisten positionieren Scharfschützen auf dem Flughafen

Tegucigalpa. Der gewählte Präsident von Honduras, Manuel Zelaya, ist auf dem Weg nach Tegucigalpa. Wie der lateinamerikanische Fernsehsender Telesur berichtet, wird das Flugzeug mit dem 57-jährigen am frühen Abend (deutsche Zeit) aus der US-Hauptstadt Washington nach Tegucigalpa aufbrechen. Zelaya reist in Begleitung des Präsidenten der Vollversammlung der UNO, Miguel D´Escoto.

Die Staatsoberhäupter von Argentinien und Ecuador, Cristina Fernández und Rafael Correa, reisen als Mitglieder einer zweiten Delegation in das benachbarte El Salvador. Von dort aus wollen sie auf dem Landweg nach Honduras´ Hauptstadt Tegucigalpa weiterfahren.

Die Putschisten hatten zuvor mehrfach angekündigt, dass sie die Landung des Flugzeugs mit Zelaya an Bord nicht erlauben werden. Zelaya sprach auf einer letzten Pressekonferenz in Washington von "diplomatischen Bemühungen", die Lage noch während seiner Reise zu entschärfen.

Der Flug von Washington nach Tegucigalpa dauert rund vier Stunden.

Vor dem Flughafen haben sich tausende Anhänger des Präsidenten versammelt. Die Proteste gegen die Putschisten haben in den vergangenen Tagen massiv an Zulauf gewonnen. Die Demonstranten berichteten auch von der Postierung von Scharfschützen am Flughafen. OAS-Sekretär José Miguel Insulza hatte zuvor vor einer Rückkehr Zelayas nach Honduras gewarnt. In diesem Fall sehe er das Leben des Politikers gefährdet.

Er werde von mehreren Präsidenten und internationalen Persönlichkeiten begleitet werden, hatte Zelaya in seiner letzten Nachricht aus der US-Hauptstadt Washington gesagt. Er lade alle sozialen und politischen Akteure seines Landes ein, ihn zu begleiten: "Die Bauern, Hausfrauen, Bewohner der Armenviertel, Indigene, Jugendliche, alle Arbeiter, Unternehmer und meine politischen Freunde, die ich landesweit habe, Bürgermeister und Abgeordnete".

Zugleich rief Zelaya zur Fortführung der Proteste der Bevölkerung auf. Sie sei "der wichtigste Akteur unserer Demokratie". Nur die Bevölkerung könne zur Lösung der großen sozialen Probleme des Landes Beitragen.

"Ich bin zu jeder Kraftanstrengung und zu jedem Opfer bereit, um die nötige Freiheit für unser Land zu erringen", sagte Zelaya weiter: "Wenn wir nicht den Mut haben, uns zu verteidigen, werden wir nie frei sein, sondern auf ewig Sklaven bleiben."

Indes gingen die Massendemonstrationen in der Hauptstadt Tegucigalpa weiter. Auch im nördlichen San Pedro Sula protestierten erneut Zehntausende für eine Rückkehr des gewählten Präsidenten. Der lateinamerikanische Fernsehsender Telesur strahlte am Samstag live Bilder von tausenden Menschen aus, die zum Flughafen zogen - obwohl schon klar war, dass Zelaya erst am Folgetag zurückkehren wird.

Landarbeiterorganisationen beklagen sich indes über eine Zunahme der Übergriffe durch Polizei und Armee in den ländlichen Gemeinden. Die Putschisten wollten offenbar mit allen Mitteln verhindern, dass Angehörige der ärmeren Bevölkerungsschichten, die Zelaya unterstützen, in die Hauptstadt reisen. Es gibt Berichte über zahlreiche festnahmen. Zum ersten Mal seit dem Militärputsch am vergangenen Sonntag wurden wieder Telekommunikationsverbindungen unterbrochen.

Erneut gab es auch Berichte über Zwangsrekrutierungen Jugendlicher durch die Armee. Entsprechende Meldungen hatte es schon in den vergangenen Tagen gegeben. Diese Zwangsrekrutierungen könnten ein Indiz für eine zunehmende Fahnenflucht sein. Soziale Organisationen aus Honduras forderten internationale Menschenrechtsgruppen auf, die Lage zu beobachten.


Bildquelle: Juventud Rebelde