Vereinigung von Unten

Inmitten indigener Protesttage beginnt heute in Peru der IV. Gipfel der indigenen Völker Lateinamerikas

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Indigene Proteste in Peru

Puno. Von heute bis Sonntag findet in Peru der IV. Kontinentale Gipfel der indigenen Völker und Nationen statt. Etwa 5.000 Delegierte aus Feuerland bis Alaska werden in Puno, im Südosten von Peru, an der Grenze zu Bolivien, über die Verteidigung der kulturellen Identität der indianischen Völker diskutieren. Ein wichtiger Schwerpunkt des Treffens ist der Auseinandersetzung mit transnationalen Konzernen gewidmet, die in die von indigenen bewohnten Gebiete eindringen. Evo Morales, erster indigener Präsident Lateinamerikas, sollte heute eigentlich das Treffen eröffnen, musste sich aber entschuldigen lassen. Stattdessen sandte er eine Grußbotschaft an die Teilnehmer des Treffens und rief sie dazu auf, die "zweite und endgültige Unabhängigkeit Amerikas" zu erkämpfen. "Dies ist der Moment, allen mitzuteilen, dass unser Kampf niemals endet, dass wir vom Widerstand zur Rebellion übergehen, und von der Rebellion zur Revolution."

Morales bezog sich kritisch auf die offizielle Geschichtsschreibung des Kontinents: "Man spricht von der Entdeckung (Amerikas), obwohl es tatsächlich einen Einmarsch gab. Sie sagen, es gab eine Eroberung, obwohl es ein Völkermord war, und jetzt sagen sie, dass sie die Integration wollen, während sie sich unsere Reichtümer durch Freihandelsverträge aneignen." Die Eröffnungsrede wurde von der bolivianischen Indigena Leonilda Zurita am Ufer des Titicaca-See vorgetragen. Umstritten war im Vorbereitungskreis vor allem die Teilnahme des peruanischen Präsidenten Alan Garcia. Die peruanische Regierung betreibt gegenwärtig ein weitgehendes Privatisierungsprogramm im Amazonas. Insbesondere wurden neue Konzessionen an westliche Unternehmen vergeben, um Öl-, Kohle- und Holzvorräte der Region abzubauen. Erst vergangenen Mittwoch wurden 11 Personen verletzt und weitere 20 verhaftet, als die peruanische Polizei gegen Demonstrationen am landesweiten Protesttag gegen den Ausverkauf des Amazonas vorging. Die Proteste halten inzwischen seit dem 9. April an.

Die sozialen Bewegungen und indigenen Völker verlangen die Rücknahme von mehr als 10 Gesetzen, welche die Ausbeutung ihrer Territorien durch internationale Konzerne verschärfen würden. Im Rahmen der Proteste kam es in den letzten Wochen täglich zu Demonstrationen, mehrere Straßen- und Flussverbindungen sind blockiert, sowie zwei Erdöl-Förderstationen des staatlichen Ölkonzerns besetzt. In dieser Woche verschob das Parlament eine Diskussion zum neuen Gesetz über Forst- und wilde Fauna, was die Abholzung großer Teile des peruanischen Amazonas erlauben würde. Wegen der Verschiebung drohte der Sekretär des Dachverbandes der indigenen Organisationen, Saúl Puerta, dass die Proteste verstärkt werden. Gegenwärtig diskutiere man, ob in den nächsten Tagen das Inka-Heiligtum Machu Picchu besetzt werde.


Bild: TeleSur