Venezuela / Politik

Venezuela: Regierung sieht "psychologischen Krieg"

Regierung dementiert Meldungen über das Ableben des Präsidenten. Opposition bezichtigt Regierung der Lüge. Chávez beginnt neue Chemotherapie

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Vizepräsident Maduro am vergangenen Freitag mit der Tochter von Präsident Chávez, María Gabriela Chávez und Diosdado Cabello, dem Präsidenten der Nationalversammlung
Vizepräsident Maduro am vergangenen Freitag mit der Tochter von Präsident Chávez, María Gabriela Chávez und Diosdado Cabello, dem Präsidenten der Nationalversammlung

Caracas. Die venezolanische Regierung ist ein weiteres Mal Gerüchten über den Gesundheitszustand von Präsident Hugo Chávez entgegengetreten. Vizepräsident Nicolás Maduro forderte am Freitag die Bevölkerung in einer über alle Fernseh- und Radiosender übertragenen Ansprache dazu auf, den "konstanten Lügen" über den Gesundheitszustand des Staatsoberhauptes nicht zu glauben. Gleichzeitig informierte er, dass Chávez im Januar erneut mit einer Chemotherapie begonnen habe. Er besitze jedoch eine "übermäßige Kraft", mit der er die "harte" Behandlung konfrontiere und sei guter Laune.

Auch der Minister für Wissenschaft und Technologie sowie Schwiegersohn von Chávez, Jorge Arreaza, wandte sich gegen die Gerüchte, die von Medien und in sozialen Netzwerken verbreitet werden. Der Präsident befinde sich "in aller Ruhe" im Militärkrankenhaus in Caracas, sagte der Minister bei einer öffentlichen Veranstaltung. Er beklagte einen "psychologischen Krieg", der darauf abziele, die Bevölkerung zu verwirren.

Auslöser der erneuten Medienöffentlichkeit war einerseits eine Formulierung von Nicolás Maduro, der in der in den vergangenen Monaten üblichen Sprachwahl gesagt hatte, dass Chávez "für seine Gesundheit und für sein Leben" kämpfe. Daraufhin hatten venezolanische und internationale Medien berichtet, dass Chávez "um sein Leben" kämpfe und nahegelegt, dass er im Sterben liege.

Gleichzeitig veröffentlichte die rechtskonservative spanische Tageszeitung ABC einen Artikel über einen angeblichen neuen Krebstumor in der Lunge des Präsidenten. Er sei "vor einigen Tagen" in eine Residenz auf der Insel La Orchila verlegt worden, um dort seine letzte Zeit im Kreise der Familie zu verbringen, berichtet das Blatt unter Berufung auf nicht genannte Quellen. Zuvor seien bei einer Tomografie "schnell entwickelte" Metastasen entdeckt worden, die 35 Prozent der Lunge ausmachten. Schon im Krankenhaus in Caracas habe sich Chávez lediglich paliativen Maßnahmen unterzogen.

Zuvor hatte der ehemalige panamaische Botschafter bei der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Guillermo Cochez, erklärt, "Beweise" dafür zu besitzen, dass Chávez bereits seit Ende Dezember hirntot sei und seine Familie habe entschieden, ihn nicht künstlich am Leben zu erhalten. Die Fotos, die die Regierung Mitte Februar veröffentlicht hatte, seien gefälscht. Die angeblichen Beweise legte er jedoch nicht vor. Cochez war im Januar von seinem Posten abberufen worden, nachdem er ähnliche Gerüchte verbreitet hatte.

Die Regierung hingegen betont seit Wochen, dass sich Chávez zwar in einer sehr schweren Situation befinde, jedoch weiter regiere. Am vergangenen Samstag hatte Maduro von einem fünfstündigen Treffen mit dem Präsidenten berichtet, bei dem es um die Regierungsgeschäfte gegangen sei. Just dieses Treffen zog nun der ehemalige Präsidentschaftskandidat des Oppositionsbündnisses "Tisch der Demokratischen Einheit" (MUD), Henrique Capriles Radonski, in Zweifel. Via Twitter bezichtigte er die Regierung der Lüge: Das Treffen habe nicht stattgefunden und "in den nächsten Tagen" wisse das Land mehr, schrieb der Politiker der Rechten.

Allen Aussagen ist unterdessen gemein, dass sie von unabhängiger Seite nicht überprüfbar sind.