Venezuela / Politik

Millionen Venezolaner trauern um Chávez

Staats- und Regierungschefs aus 55 Ländern bei Trauerfeier. Staatstrauer in 15 Ländern. Maduro als Übergangspräsident vereidigt

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Anhänger von Chávez in den Straßen von Caracas
Tausende Anhänger von Chávez füllen die Straßen von Caracas

Caracas. Nach Angaben der venezolanischen Regierung haben mehr als zwei Millionen Menschen aus dem ganzen Land an den Trauerfeierlichkeiten für den am Dienstag verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez teilgenommen. Das Volk reagiere außerordentlich emotional, so Informationsminister Ernesto Villegas. Es sei jedoch "mathematisch unmöglich", dass alle dem Staatsoberhaupt die letzte Ehre erweisen können.

Vor der Militärakademie in Caracas, in der der Leichnam von Hugo Chávez seit Mittwoch aufgebahrt ist, haben sich in den vergangenen Tagen zehntausende Menschen eingefunden, die in langen Schlangen stundenlang auf Einlass warten. Viele von ihnen werden aber nicht mehr zu dem Sarg des Staatsoberhauptes durchgelassen. Villegas bat bei der Bevölkerung um Verständnis für diese schwierige Lage und darum, nicht mit Unruhen, Wut oder Frustration auf diese Maßnahme zu reagieren.

Chávez war am Dienstag im Alter von 58 Jahren nach fast zweijährigem Kampf gegen den Krebs gestorben. Zu den offiziellen Trauerfeiern am Freitag nahmen nach offiziellen Angaben Staats- und Regierungschefs aus 55 Ländern teil. Hinzu kamen sechs Außenminister und Repräsentanten der Lateinamerikanischen Integrationsvereinigung (ALADI), des Mercosur, der Union Südamerikanischer Nationen (Unasur) und der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) sowie der Prinz von Asturien. Außenminister Elías Jaua gab zudem bekannt, dass in 15 Ländern bis zu drei Tage Staatstrauer angeordnet wurden, so unter anderem in Kuba, China, Belarus und Brasilien.

Der bisherige Vizepräsident Nicolás Maduro wurde am Freitagabend in einer Sondersitzung der venezolanischen Nationalversammlung als Übergangspräsident vereidigt. Dies ist im Artikel 233 der venezolanischen Verfassung für den Fall einer "absoluten Abwesenheit" des Präsidenten vorgesehen. Die Verfassung legt ebenfalls fest, dass nun innerhalb eines Monats Neuwahlen stattfinden müssen.

Laut Maduro trifft die Nationale Wahlbehörde (CNE) derzeit alle notwendigen Vorkehrungen, damit die Präsidentschaftswahlen möglichst bald und unter Gewährleistung aller demokratischen Garantien durchgeführt werden können.



Mehrere ausländische Staatsgäste, die anlässlich der Trauerfeiern für Präsident Chávez in Caracas weilen, verfolgten die Vereidigung Maduros von der Zuschauertribüne aus. Unter ihnen befand sich der im vergangenen Monat wiedergewählte ecuadorianische Präsident Rafael Correa, der im vergangenen Juni gestürzte Präsident Paraguays, Fernando Lugo, und die kolumbianische Politikerin Piedad Córdoba. 


Maduro sagte nach Übergabe der Präsidentenschärpe, er übernehme das Amt, um als verfassungsmäßiger Übergangspräsident "das Volk zu verteidigen, es zu schützen und die Aufgabe wahrzunehmen, die Revolution weiterzuführen und die Unabhängigkeit zu wahren". Mit erhobener Faust grüßte er Basisaktivisten und Vertreter der Zivilgesellschaft, die von den Balkonen des Parlamentssaals den Slogan "Chávez lebt – der Kampf geht weiter" skandierten.



Die meisten Abgeordneten des Oppositionsbündnisses "Tisch der Demokratischen Einheit" (MUD) boykottierten die Sitzung, da sie die Vereidigung Maduros für verfassungswidrig halten. Laut Oppositionssprecher Ángel Medina hätte Parlamentspräsident Diosdado Cabello die Amtsgeschäfte ad interim übernehmen sollen. Der Oberste Gerichtshof des Landes (TSJ) hatte indes in Auslegung des entsprechenden Verfassungsartikels 233 am Freitag bestätigt, dass Vizepräsident Maduro bis zu den Neuwahlen die Amtsgeschäfte übernehmen und als Übergangspräsident fungieren muss. Mehrere oppositionelle Parlamentarier entschieden daraufhin, trotzdem an der Vereidigung teilzunehmen.