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Kuba: Warnung vor Krise auf globalem Nahrungsmittelmarkt

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Einige der "Großen" auf dem Lebensmittelmarkt
Einige der "Großen" auf dem Lebensmittelmarkt

Havanna. Vertreter des kubanischen Zentrums zur Erforschung der Weltwirtschaft (Centro de Investigaciones de la Economía Mundial) haben vor einer unvorhersehbaren Entwicklung des globalen Nahrungsmittelmarktes gewarnt. Die Nachfrage werde weiter wachsen, während das Angebot hinter dieser Entwicklung her hinkt. Dieser Trend könne nur durch Investitionen, Forschung und mehr Produktivität in der Landwirtschaft aufgehalten werden.

Bei der Untersuchung der Gründe für die allgemeine Preissteigerung auf dem Lebensmittelmarkt geben die kubanischen Experten verschiedene Faktoren an. Hervorgehoben werden die Instabilität der internationalen Finanz- und Währungsmodalitäten in Verbindung mit den neuen Spekulationsinstrumenten bei Lebensmitteln, den Handelsbeschränkungen und den landwirtschaftlichen Subventionsstrategien in den entwickelten Ländern. Weiter spielen die Subventionierung von Biotreibstoffen und das Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens in den Entwicklungsländern eine Rolle. Hinzu kämen eine geringe Zunahme der landwirtschaftlichen Produktivität, geringere Investitionen in die Landwirtschaft und der Mangel an natürlichen Ressourcen. So genannte äußere Faktoren wie der Klimawandel und die Entwicklung der Erdölpreise müssten ebenso beachtet werden.

Auffällig ist nach Angabe der kubanischen Experten die andauernde Stärke des "großen Geschäftes" in der Nahrungsmittelwirtschaft. Aktuelle Zahlen dazu nannte der Schweizer Soziologe und ehemalige UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler. Laut FAO-Statistik habe der US-Konzern Cargill im vergangenen Jahr 38,2 Prozent des Weltgetreidehandels kontrolliert, die Louis-Dreyfus-Gruppe - der weltweit größte Rohstoffhändler für Reis, Baumwolle und Kaffee - 38,2 Prozent des gehandelten Reises und Monsanto praktisch 85 Prozent des Samenmarktes der Welt. Insgesamt werden 85 Prozent der in der Welt gehandelten Grundnahrungsmittel von zehn Unternehmen kontrolliert, sagte Ziegler.

Was Lateinamerika betrifft, so trägt die Region nach Angaben der kubanischen Forscher elf Prozent zum Gesamtwert der weltweiten Nahrungsmittelproduktion bei und verfügt über 24 Prozent der kultivierbaren Böden. Seine landwirtschaftliche Produktion müsse bis 2050 um zirka 80 Prozentpunkte wachsen, um im selben Zeitraum seine um mehr als 35 Prozentpunkte gewachsene Bevölkerung zu befriedigen. Arme Menschen in Lateinamerika geben mehr als die Hälfte ihrer Einkünfte für Lebensmittel aus, so das kubanische Institut.