Bewaffnete überfallen Menschenrechtsbüro in El Salvador

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Verwüstetes Büro von Pro-Búsqueda
Verwüstetes Büro von Pro-Búsqueda

San Salvador. In den frühen Morgenstunden des 14. November sind drei Männer in das Büro der Menschenrechtsorganisation Pro-Búsqueda eingedrungen, haben Akten verbrannt und Computer mit sensiblen Daten mitgenommen. Einrichtungsgegenstände wurden zerstört. Laut einer ersten Stellungnahme des Menschenrechtsbeauftragten von El Salvador, David Morales, ist es nicht um einen Raubüberfall gegangen, sondern darum, die Arbeit der Menschenrechtsorganisation zu schädigen und ihre Mitarbeiter zu terrorisieren.

Die drei Männer bedrohten zunächst mit Waffengewalt den Fahrer der Organisation, als er früh morgens zum Büro kam, und zwangen ihn, den Wachmann im Gebäude zu rufen. Als dieser öffnete, bedrohten sie auch ihn und drangen in das Büro ein, wo sie noch eine Mitarbeiterin vorfanden. Während sich die Mitarbeiter auf den Boden legen mussten, rissen die Männer Akten heraus, verteilten Benzin und zündeten es an. Dann nahmen sie Computer mit und verschwanden. Nur wenige Stunden später wurde eine andere Mitarbeiterin auf dem Weg zur Arbeit verfolgt, es gelang ihr aber zu fliehen.

Der Angriff könnte nach Einschätzung von Beobachtern im Zusammenhang mit der Überprüfung des Amnestiegesetzes und der Schließung der Menschenrechtsorganisation Tutela Legal stehen. Sowohl bei Tutela Legal als auch bei Pro-Búsqueda liegen Informationen vor, die die Verantwortlichen für schwere Menschenrechtsverletzungen während des Bürgerkrieges belasten könnten, sollte es zu einer Strafverfolgung kommen. Bisher werden die Verantwortlichen durch das Amnestiegesetz von 1993 vor einer Strafverfolgung geschützt. Im September dieses Jahres hat jedoch die Verfassungskammer des Obersten Gerichtshofes eine Verfassungsklage gegen dieses Gesetz angenommen und angekündigt, das Gesetz einer Überprüfung zu unterziehen.

Die "Asociación Pro-Búsqueda de Niñas y Niños Desaparecidos", die 1994 vom Jesuitenpater Jon de Cortina gegründet wurde, untersucht Fälle von mehr als 900 Kindern, die während des Bürgerkrieges zwischen 1980 und 1992 verschwunden sind, weil sie zwischen die Fronten geraten und von den Sicherheitskräften mitgenommen worden waren. Die Mehrzahl dieser Kinder wurde zur Adoption im In- und Ausland freigegeben. Die Familien suchen noch heute nach ihnen. Pro-Búsqueda ist ein Zusammenschluss der Familien, die nach den Kindern suchen, und hat bis heute mehrere Hundert Kinder wieder gefunden. Erst Anfang der Woche konnte nach 31 Jahren eine Familienzusammenführung durchgeführt werden.