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Kandidat in Kolumbien will Friedensdialog aussetzen

Extrem Rechter Zuluaga wettert gegen Gespräche mit der Guerilla. FARC-Sprecher aus Havanna: "Hat keinen Sinn, diesem Herrn zu antworten"

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Óscar Iván Zuluaga
Óscar Iván Zuluaga

Bogotá. Der kolumbianische Präsidentschaftskandidat Óscar Iván Zuluaga hat angekündigt, im Falle seiner Wahl zum Präsidenten die Friedensgespräche

mit der Guerillaorganisation FARC auszusetzen.

Als Gewinner des ersten Wahlganges steht Oppositionskandidat Zuluaga nun dem amtierenden Präsident Juan Manuel Santos am 15. Juni in einer Stichwahl gegenüber. Santos hatte in der vergangenen Legislaturperiode durch die Friedensgespräche eine ernstzunehmende Annäherung zwischen Regierung und FARC bewirkt. Die rechtskonservative Partei Zuluagas, Demokratisches Zentrum, betrachtete diese Entwicklung zunehmend mit Argwohn.

Nun bekräftigte Zuluaga erneut die negative Haltung gegenüber den Friedensverhandlungen mit der FARC-Guerilla. Er werde im Fall seiner Wahl zum Präsidenten noch am Tag des Amtsantrittes am 7. August den Dialog suspendieren und erst dann wieder aufnehmen, wenn die Rebellen einen einseitigen, dauerhaften Waffenstillstand erklärten. Die Partei Demokratisches Zentrum wird von dem ehemaligen Präsidenten und Hardliner Álvaro Uribe geleitet, der während seiner Amtszeit 2002 bis 2010 eine militärische Lösung des Konflikts vorzog und bis heute eine konfrontative Politik verfolgt.

Zuluaga warb auf seiner Wahlkampfveranstaltung auch um die Stimmen der im ersten Wahlgang ausgeschiedenen Kandidaten. Er beteuerte, für neue programmatische Bündnisse offen zu sein. In den nächsten Tagen würden sich andere Parteien seinen politischen Vorschlägen zu den Themen Sicherheit, Bildung und Gesundheit anschließen, prognostizierte er.

Indes äußerte sich die Friedensdelegation der FARC-Guerilla in Havanna zurückhaltend zu den Wahlergebnissen. Gegenüber Pressevertretern sagte ihr Sprecher, Iván Márquez, für die FARC sei das Wichtigste, dass der Frieden im Zuge der staatlichen Politik umgesetzt werde. Um dies zu erreichen, gebe es für die Guerilla nur einen einzigen "Kandidaten": die verfassungsgebende Versammlung. Es treffe nicht zu, dass der Dialog zwischen Guerilla und Regierung durch die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen nun in der Schwebe sei, so Márquez weiter. Zu den Ankündigungen Zuluagas wollte er nicht direkt Stellung nehmen. Niemand wisse, ob er Präsident werde und es habe keinen Sinn, "diesem Herrn von Havanna aus zu antworten".

Der Bürgerkrieg in Kolumbien ist mit rund 500.000 Toten und sechs Millionen Kriegsflüchtlingen der folgenschwerste bewaffnete Konflikt der Region, der nunmehr schon über 50 Jahre ausgetragen wird. Die Wahlbeteiligung der ersten Wahlrunde lag bei einem historischen Tief von unter 40 Prozent.