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500 Marihuana-Clubs in Uruguay gegründet

Legalisierungsgesetz wird angewendet. Private Produzenten lassen sich registrieren. Industrieller Anbau und Verkauf in Apotheken wird vorbereitet

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Begeisterung in Uruguay nach der Abstimmung im Parlament über das Marihuana-Gesetz im Dezember 2013. Beim Verkauf in Apotheken gibt es nun Probleme
Begeisterung in Uruguay nach der Abstimmung im Parlament über das Marihuana-Gesetz im Dezember 2013. Beim Verkauf in Apotheken gibt es nun Probleme

Montevideo. Drei Monate nach Inkrafttreten des Gesetzes zur Legalisierung von Marihuana haben sich in Uruguay rund 500 Konsumentenclubs und 1.200 Produzenten registrieren lassen. Das Gesetz ermöglicht es dem Staat, die Produktion und den Verkauf von Marihuana zu regulieren. Es erlaubt außerdem jedem uruguayischen Bürger über 18 Jahre den Erwerb von bis zu 40 Gramm des Rauschmittels im Monat zum Preis von rund 70 Eurocent pro Gramm und den Eigenanbau von bis zu sechs Pflanzen.

Im vergangenen August begann die Registrierung für die "Selbst-Anbauer" und im Oktober für die Clubs mit bis zu 45 Mitgliedern, die maximal 99 weibliche Cannabispflanzen züchten dürfen. Dies sei ein ermutigendes Ergebnis, sagte der Leiter der Nationalen Drogenbehörde (JND), Julio Calzada. Die Anwendung des Gesetzes gehe "stetig, gesichert und kontrolliert" voran. Er bestätigte jedoch auch, dass "der Großteil der Nutzer" nicht zu denen gehöre, die selbst anbauen oder den Clubs beitreten. Die Mehrheit werde sich in Apotheken versorgen und dies sei noch "im Prozess der Regelung."

Derzeit analysierten die zuständigen Behörden Vorschläge von Firmen, die an der Herstellung von Marihuana sowohl "für therapeutische als auch für Erholungszwecke" zum Verkauf in Apotheken bekundet hatten. Ursprünglich hatten sich 22 Unternehmen gemeldet, davon seien elf ausgewählt worden, so Calzada. In den kommenden Wochen würden die Vorarbeiten abgeschlossen und die Firmen könnten auf einem staatlichen Gelände im Verwaltungsbezirk San José mit der Produktion beginnen. Die Kontroverse über die Zweckmäßigkeit der Verteilung von Marihuana in Apotheken halte indes an, das Thema werde weiter diskutiert, so der der JND-Chef.

Calzada äußerte sich vergangene Woche anlässlich der Präsentation der dritten Sommerkampagne "Passt auf euch auf, lasst uns alle genießen“, einem staatlichen Programm zur Aufklärung über die Risiken des Alkoholkonsums, bei dem in diesem Jahr auch der verantwortungsbewusste Umgang mit Cannabis thematisiert wird. Künstler, Aktivisten, Sozialarbeiter und Funktionäre verschiedener Behörden beteiligen sich im ganzen Land an der Informationskampagne. Nach Angaben der JND konsumieren fünf Prozent der Bevölkerung – das entspricht rund 170.000 Uruguayern – regelmäßig Marihuana.

Das Legalisierungsgesetz war im Dezember 2013 vom Parlament verabschiedet und im Mai dieses Jahres von Präsident José Mujica unterzeichnet worden. Er hatte die Legalisierung unter anderem damit begründet, dass der seit Jahrzehnten von den USA angeführte "Krieg gegen Drogen" nicht nur erfolglos sei, sondern nur mehr Gewalt und Mord für Lateinamerika bedeutet habe. Seine Regierung sei der Überzeugung, dass das Verbot mancher Drogen mehr Probleme schaffe, als die Droge selbst.

Experten schätzen, dass der Verkauf in Apotheken nicht vor März 2015 beginnen wird. Am 1. März beginnt die neue Regierungsperiode des Mitte-links-Bündnisses Frente Amplio mit Präsident Tabaré Vázquez. Dieser war in der Vergangenheit ebenso wie die Mehrheit der Opposition ein strikter Gegner der Legalisierung, hatte sich dann aber der Mehrheit in der FA gebeugt und im Wahlkampf versichert, das Gesetz umzusetzen. Es sei für ihn jedoch "unfassbar", dass Apotheken Marihuana "zu Erholungszwecken" verkaufen sollen. Im ersten Interview nach seiner Wahl schloss er "Korrekturen" des Gesetzes nicht aus und äußerte erneut seine "Besorgnis". Für ihn habe nach wie vor Priorität "Kinder von sehr klein auf dazu zu erziehen, keine Drogen zu nehmen" und diejenigen "zu retten, die in dieses Problem abgestürzt" seien. "Wir werden darauf bestehen, dass man keine Drogen nehmen soll, außer vom Arzt verordnete", sagte Vázquez, der selbst Onkologe ist. Auch sei er überzeugt von der Notwendigkeit, den Drogenhandel weiterhin "sehr hart anzugreifen".