Ecuador / Umwelt

Chevron erhält Public Eye Lifetime Award

60.000 Menschen wählen Chevron wegen der Umweltverschmutzung in Ecuador zum unverantwortlichsten Unternehmen der vergangenen 10 Jahre

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The winner is ...
The winner is ...

Davos. Am Rande des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos ist am gestrigen Freitag zum 16. und letzten Mal der Schmähpreis Public Eye Award verliehen worden. Chevron wurde mit dem Lifetime Award zum unverantwortlichsten Unternehmen der vergangenen zehn Jahre gekürt. Der US-amerikanische Ölmulti hat dabei am meisten Stimmen erhalten, gefolgt von den Unternehmen Glenocre und Walmart.

Paul Paz von der Organisation Amazon Watch strich in der Begründung vor allem Chevrons Weigerung heraus, der rechtskräftigen Verurteilung zur Zahlung von 9,5 Milliarden US-Dollar für Schadenersatz und Sanierungskosten in Ecuador Folge zu leisten. Stattdessen ist es dem Unternehmen mit seinen Anwälten und PR-Leuten bis jetzt gelungen, sich der Strafe zu entziehen.

Auf Anfrage meinte das Solidaritätsbündnis Ecuasoli: "Wir hoffen, dass durch die Verleihung des Public Eye Lifetime Award zusätzlicher öffentlicher Druck auf den Konzern ausgeübt wird und er sich endlich den Konsequenzen seiner Umweltverbrechen stellen muss."

Chevron wurde vom Obersten Gerichtshof Ecuadors zur bislang höchsten Strafe für Umweltverschmutzung verurteilt. Chevron hat die Klage durch die Übernahme des Ölunternehmens Texaco geerbt und soll für die im Amazonas-Regenwald angerichtete gigantische Umweltverschmutzung 9,5 Milliarden Dollar bezahlen.

Von 1972 bis zum kompletten Rückzug des US-amerikanischen Unternehmens  aus Ecuador 1992 wurden 356 Bohrungen durchgeführt und 1.000 Gruben ohne Abdichtungen im ecuadorianischen Amazonasgebiet ausgehoben. In diese Gruben lud das Unternehmen Rückstände aller Art, vor allem Erdöl, Bohrschlamm und verunreinigtes Wasser. Insgesamt ist das Unternehmen für den Ausfluss von nicht weniger als 71 Millionen Liter Erdölrückstände und 64 Millionen Liter Rohöl auf mehr als zwei Millionen Hektar des ecuadorianischen Amazonas verantwortlich.

Als Texaco das Land verließ, behauptete das Unternehmen, alle Gruben saniert und alle Rückstände beseitigt zu haben. Tatsächlich wurden bei weniger als ein Prozent der Gruben Maßnahmen durchgeführt, wobei sich diese darauf beschränkten, die Gruben mit Erde einfach zuzuschütten und die brennbaren Rückstände anzuzünden.

Es wird davon ausgegangen, dass die Umweltpraktiken des Konzerns sowohl für den Anstieg der Zahl der Krebstoten um mindestens 1.400 als auch für die erhöhte Rate an Fehlgeburten in der verseuchten Region direkt verantwortlich sind. Das Leben, Land und die Kultur der indigenen Amazonasbewohner wurden dezimiert, und sie sind zum Kampf ums Überleben gezwungen.

Public Eye ist eine von Nichtregierungsorganisationen im Jahr 2000 erstmals durchgeführte Gegenveranstaltung zum World Economic Forum (WEF) in Davos, die sich zeitgleich zur WEF-Tagung am selben Ort kritisch mit der Glorifizierung der Globalisierung auseinandersetzt. Ab 2005 wurde ein Public Eye Award für "besonders üble Vergehen an Mensch und Umwelt" vergeben. Mit der Verleihung des Public Eye Lifetime Award 2015 wird die Veranstaltungsreihe eingestellt.