Auch Brasilien wird als "Geberstaat" wichtiger

BRICS-Staaten zunehmend Kreditgeber. Brasilien baut strategische Kooperation aus. Noch scheuen Länder des Südens offenen Konflikt mit IWF und Weltbank

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Flaggen der BRICS-Staaten
Flaggen der BRICS-Staaten

Berlin. Nicht nur in Lateinamerika spielen die Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika eine immer stärkere Rolle in Handel und Zusammenarbeit. Auch weltweit nimmt die Bedeutung dieser als BRICS-Staaten bekannten Ländergruppe immer mehr zu. Vor allem Brasilien gehört nach einem aktuellen Fachbeitrag zu den aufstrebenden Mächten.

Seitdem vor fast 15 Jahren auf dem UNO-Sondergipfel im Herbst 2000 die Millenniumsentwicklungsziele (MDG) entworfen wurden, hat die Welt sich stark verändert. "Die BRICS-Staaten spielen eine immer größere Rolle in der Weltwirtschaft und als Geberländer in der Entwicklungsfinanzierung", schreibt das Partnerportal von amerika21, Entwicklungspolitik online (epo online). Die fünf Staaten gründeten im letzten Jahr ihre eigene Entwicklungsbank in Konkurrenz zur Weltbank und zum Internationalen Währungsfonds (IWF). Bei dem Onlineportal Digital Development Debates wird die Rolle der BRICS in der neuen Entwicklungsagenda SDG unter dem Titel "The Emergence Of New Donors" (Das Aufkommen der neuen Geber) analysiert.

Besonders Brasilien und China scheinen die alten Machtstrukturen in den internationalen Institutionen herauszufordern. Beide Länder haben ihre Beiträge zum UNO-Budget in den letzen zehn Jahren erhöht und tragen auch zum United Nations Development Programme (UNDP) bei, mit dem Brasilien und China ein "Poverty Center" aufgebaut haben.

Die BRICS-Entwicklungsbank könnte laut Pedro Morazán vom Südwind-Institut ein Katalysator für mehr Finanzmobilität sein, zugleich könnten Entwicklungsländer schneller an finanzielle Ressourcen kommen. Das wird vor allem in den Bereichen Energie und Infrastruktur erwartet, die zurzeit von anderen Entwicklungsbanken vernachlässigt werden.

Die immer wichtiger werdenden neuen Geberstaaten verändern die traditionelle Entwicklungszusammenarbeit, aber die tatsächlichen Auswirkungen seien noch nicht abzusehen. Auch wenn einige neue Geberländer die G20 und die entwicklungspolitische Agenda nach dem Jahr 2015 mit beeinflussen, wollten oder könnten (bisher) nicht alle die westliche Dominanz in Institutionen wie IWF und Weltbank infrage stellen und sich als Sprecher des globalen Südens etablieren, schreibt epo online.

Experten vermuten aber, dass die BRICS andere Schwellenländer dazu inspirieren sich mehr einzubringen. Als Nächstes wird dies von Mexiko, Indonesien, Südkorea und der Türkei (MIST) erwartet. Die Türkei hält in diesem Jahr die G-20-Präsidentschaft inne.

Indien, Brasilien und Südafrika haben indes das IBSA Dialogue Forum gegründet und fordern ihren Anteil an der Machtverteilung in internationalen Institutionen wie zum Beispiel einem permanentem Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Die IBSA arbeiten seit zehn Jahren daran, ihren Einfluss in der WTO, den G20, den BRICS und der UNO zu stärken sowie Süd-Süd-Kooperationen voranzutreiben.

Morazán sieht zwar das Potenzial dieser Koalition, ist von den bisherigen Resultaten aber enttäuscht. Zu der Post-2015-Agenda kamen keine alternativen Vorschläge von den drei Staaten. Dennoch sollten sich traditionelle Geberländer darauf vorbereiten, mehr auf die neuen Akteure zuzugehen. Bis die G20 die G8 vollständig ersetzen und Süd-Süd-Kooperation wichtiger werden als Nord-Süd-Kooperation, würde es noch Zeit brauchen.