Politiker in Brasilien wegen Homophobie verurteilt

São Paulo. Der Gerichtshof in São Paulo hat den früheren Präsidentschaftskandidaten Levy Fidelix wegen homophober Äußerungen zu einer Geldstrafe von einer Million Reais (rund 300.000 Euro) verurteilt. Der Politiker der rechtskonservativen Partei PRTB hatte im September 2014 während einer TV-Debatte Homosexualität mit Pädophilie verglichen und erklärt, dass Schwule, Lesben und Transsexuelle psychologisch behandelt werden müssten.

LGBT-Organisationen und Einzelpersonen hatten eine Klage gegen den 63-Jährigen eingereicht, darunter Jean Wylls, Politiker der linken Oppositionspartei PSOL und einziger offen schwuler Abgeordneter im brasilianischen Parlament. In einer Stellungnahme erklärte das Gericht am vergangenen Freitag, dass die Äußerungen von Fidelix "die Grenzen der Meinungsfreiheit überschritten" hätten und "als Hassrede zu beurteilen" seien.

Gegen das in erster Instanz gefällte Urteil kann der Politiker nun Rechtsmittel einlegen. Sollte die Entscheidung bestätigt werden, wird die Geldstrafe Organisationen zur Förderung der Rechte von Schwulen, Lesben und Transsexuellen zu Gute kommen. Luciana Genro, Spitzenkandidatin der PSOL, feierte in sozialen Netzwerken die Verurteilung "als Sieg der LGBT-Gemeinschaft und all derjenigen, die die individuelle Freiheit und Menschenrechte verteidigen".

Brasilien hat weltweit die höchste Rate an homophob motivierten tödlichen Verbrechen. Laut LGBT-Organisationen stirbt in dem größten Land Lateinamerikas alle 28 Stunden ein Mensch aufgrund von Homo- oder Transphobie. Erst am Sonntag wurde in Salvador da Bahia der schwule Tänzer Reinaldo Pepê Santos in seinem Haus durch mehrere Messerstiche ermordet. Freunde des Opfers sprachen von Homophobie als Tatmotiv.