Hungerstreik von ehemaligen politischen Gefangenen in Chile

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Ehemalige politische Gefangene in Chile im Hungerstreik
Ehemalige politische Gefangene in Chile im Hungerstreik

Santiago de Chile. Menschenrechtsorganisationen und politische Interessenverbände in Chile haben vor dem Präsidentenpalast La Moneda in der Hauptstadt Santiago ihre Solidarität mit 70 ehemaligen politischen Gefangenen demonstriert, die sich seit knapp zwei Wochen in einem Hungerstreik befinden. Die Aktionen sollen den Druck auf die sozialdemokratische Präsidentin Michelle Bachelet erhöhen und ein neues Gesetz zur Entschädigung von Opfern der Militärdiktatur unter General Augusto Pinochet (1973-1990) erreichen. Mit dem Gesetz sollen die Renten für Opfer des Staatsterrorismus in Chile erhöht werden. Zudem fordern Opferverbände eine bessere Gesundheitsversorgung und Zuwendungen für tausende Betroffene, die bisher ohne Hilfen auskommen müssen.

"Wir sind Überlebende aus den politischen Gefängnissen und der Folter, Frauen und Männer, die gegen die Diktatur gekämpft haben und die diesen Kampf mit dem Hungerstreik fortführen", sagte Higinio Espergue, Vorsitzender des Dachverbandes ehemaliger politischer Gefangener. Mehr als 6.000 Opfer der Diktatur seien inzwischen verstorben. Sie hätten Witwen und Waisen zurückgelassen, die in vielen Fällen in Armut lebten, so Espergue weiter.

Die Aktivistin María Alicia Salinas, Überlebende des Folterzentrums Villa Grimaldi und des Gefangenenlagers Tres Alamos, bezeichnete es als Hohn, "dass die heute alten und kranken Opfer der Pinochet-Diktatur einen Hungerstreik für bescheidene Pension organisieren müssen, während die Verantwortlichen für die Verbrechen horrende Bezüge erhalten". Salinas kritisierte zugleich chilenische Politiker, die sich über angebliche politische Gefangene in Venezuela sorgten, während sie nichts für ehemalige politische Gefangene in Chile unternähmen.

Indes geht der Hungerstreik von Diktaturopfern in Santiago, San Felipe und Osorno weiter. In Santiago besuchte die Direktorin des nationalen Menschenrechtsinstituts, Lorena Fries, die Hungerstreikenden, um ihnen ihre Unterstützung zu versichern. Fries forderte den Staat zugleich auf, den Betroffenen juristischen Beistand zu gewähren. Deutsche Bundestagsabgeordnete und argentinische Parlamentarier sendeten nach Beginn des Hungerstreiks offene Briefe an die Präsidentin des südamerikanischen Landes, um sie zum Handeln aufzufordern.