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Proteste gegen Medienimperium Rede Globo in Brasilien

Größter Medienkonzern Lateinamerikas feiert 50-jähriges Bestehen. Globo seit Gründung in der Kritik. Demonstrationen in mehreren Städten

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Proteste gegen "Putschisten-Globo" am Sitz des Konzerns in Rio de Janeiro
Proteste gegen "Putschisten-Globo" am Sitz des Konzerns in Rio de Janeiro

Rio de Janeiro. Das brasilianische Medienunternehmen Rede Globo hat in der vergangenen Woche mit Veranstaltungen und Sondersendungen seinen 50. Geburtstag gefeiert. Prominente wie der Fußballstar Pelé gratulierten dem Sender. "Ich bin Teil dieser 50 Jahre", sagte der dreifache Weltmeister in einem Fernsehspot.

Am 26. April 1965 ging Globo mit der Kindersendung Uni Duni Tê auf Sendung. Heute ist Globo mit täglich 150 Millionen Zuschauern das zweitgrößte TV-Netzwerk der Welt und erreicht 99,50 Prozent der brasilianischen Bevölkerung. Das Unternehmen mit Sitz in Rio de Janeiro geht auf die im Jahre 1925 gegründete Tageszeitung O Globo des Journalisten Roberto Marinho zurück. Mittlerweile wird das Unternehmen von Roberto Irineu und João Roberto Marinho, den Söhnen des ehemaligen Globo-Chefs, geführt. Laut dem US-amerikanischen Forbes Magazine zählt der Milliardär Roberto Irineu Marinho heute zu den reichsten Personen Brasiliens.

Jedoch mangelte es auch nicht an Kritik. Anlässlich des Geburtstag hatte ein Bündnis aus sozialen Bewegungen, Gewerkschaften und linken Organisation zu einer "Gegen-Feierlichkeit" aufgerufen. In mehreren Städten gingen am 26. April, dem Gründungstag von Globo, hunderte Personen auf die Straße.

Insbesondere die Rolle des Senders während der Militärdiktatur (1964-1985) wird von den Aktivisten kritisiert. Laut der Journalistin Ângela Carrato waren Globo und die Militärregierung eine Symbiose eingegangen:  "Die Militärs wurden mit lobenden Bildern und Texten des ‚Landes, das nach vorne geht' zufriedengestellt und sie belohnten den Sender ihrerseits mit Vorzügen und Privilegien. Obwohl der Sender im Jahre 1968 einige offizielle Zensuren erlebte, bestimmte die uneingeschränkte Unterstützung für die Militärs und eine Selbst-Zensur das Bild", schrieb Carrato weiter. Erst im August 2013 entschuldigte sich Globo für die Zusammenarbeit und nannte die Unterstützung der Militärdiktatur einem "Fehler".

Als wichtigster medialer Meinungsgeber hat Globo eine lange Geschichte der politischen Einflussnahme. So engagierte sich der Sender immer wieder offen gegen progressive Kandidaten und Parteien. Im Jahre 1982 beteiligte sich Globo an dem sogenannten Proconsult-Fall – dem Versuch, durch einen Wahlbetrug die Wahl des linken Politikers Leonel Brizola als Gouverneur von Rio de Janeiro zu verhindern. Die "Direitas Já"-Demonstrationen im Jahre 1984, bei denen im ganzen Land Hunderttausende für die Demokratisierung und gegen die Militärdiktatur auf die Straße gingen, ignorierte der Sender. Die erste große Demonstration in São Paulo bezeichnete Globo als Festlichkeit zum Geburtstag der Stadt. Als Luiz Inácio Lula da Silva im Jahre 1989 zum ersten Mal für die Arbeiterpartei PT als Präsidentschaftskandidat antrat, manipulierte Globo TV-Debatten, um dem Gegenkandidaten Fernando Collor de Mello zum Sieg zu verhelfen. In den folgenden Wahlkämpfen unterstützte Globo stets rechtsgerichtete Kandidaten und betrieb einen medialen Wahlkampf gegen die Arbeiterpartei (PT).

Auch in den jüngsten Protesten im März 2015 für eine Amtsenthebung von Präsidentin Dilma Rousseff spielte Globo eine entscheidende Rolle. Experten vermuten sogar, dass die Proteste ohne den Sender niemals größere Ausmaße angenommen hätten. Demgegenüber fällt die Berichterstattung über soziale Bewegungen, Gewerkschaften und Jugendproteste grundsätzlich negativ aus. "Bei Globo werden wir, die sozialen Bewegungen, als 'Krawallmacher' dargestellt, unsere Demonstrationen sind immer inhaltsleer und unsere Reden werden von ihren Reportern manipuliert", erklärt Jussara Basso von der Wohnungslosenbewegung MTST.

Darüber hinaus wehrt sich der Konzern seit langem gegen eine Demokratisierung der Medien. Als Ex-Präsident Lula im Jahre 2004 einen Gesetzentwurf zur Regulierung der Medien einbrachte, stieß dieser auf scharfe Gegenwehr, mit Globo an der Spitze. "Das schlimmste ist, dass Globo ein Kommunikationsmonopol ist. Dies ist absolut antidemokratisch. Die Bundesverfassung verbietet eine Monopolisierung der Kommunikation, aber wir haben ein Unternehmen, das 70 Prozent des Marktes beherrscht", so Pedro Ekman, Aktivist der Medienbewegung Intervozes.