Mexiko / Menschenrechte

Kommission für Menschenrechte in Mexiko legt Bericht zum "Fall Iguala" vor

Das Dokument über die Ermittlungen offenbart gravierende Defizite der Generalstaatsanwaltschaft bei der Suche nach den 43 verschwundenen Männern

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Die mexikanische Menschenrechtskommission CNDH hat einen Bericht über das Verschwindenlassen der 43 Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa präsentiert.
Die mexikanische Menschenrechtskommission CNDH hat einen Bericht über das Verschwindenlassen der 43 Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa präsentiert.

Mexiko-Stadt. Zehn Monate nach dem Verschwindenlassen der 43 Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa im Bundesstaat Guerrero hat der Ombudsmann der mexikanischen Menschenrechtskommission (CNDH), Luis Raúl González Pérez, den Bericht über den Fall auf einer Pressekonferenz vorgestellt. 

In dem 63-Seiten-Dokument mit dem Titel "Stand der Ermittlungen im Fall Iguala" sind die zahlreichen gravierenden Defizite der Generalstaatsanwaltschaft (PGR) bei der Suche nach den 43 jungen Männern und bei der Aufklärung der weiteren sechs Morde in der Nacht vom 26. September 2014 dokumentiert. Die wichtigsten Punkte sind die fehlende ministerielle Sorgfalt auf regionaler und föderaler Ebene, das Fehlen von Sicherungsmaßnahmen am Tatort in der Gemeinde Iguala sowie das Fehlen von Maßnahmen, um die Angehörigen der Opfer gemäß der gültigen Gesetzesnormen besser zu unterstützen und zu begleiten.

Die CNDH gibt der Generalstaatsanwaltschaft, der Staatsanwaltschaft des Bundesstaates Guerrero sowie den Magistraten der Gemeinden Iguala und Cocula 32 Empfehlungen, um die juristische Wahrheit zu ermitteln. Damit soll das Recht der Angehörigen und der Opfer in Bezug auf Gerechtigkeit konkretisiert werden, so González Pérez bei der Pressekonferenz am 23. Juli.

Unter den Empfehlungen sind zum einen die Erstellung von Identitätsprofilen der Verschwundenen aus Ayotzinapa, da ohne detaillierte persönliche Daten die Möglichkeiten, sie zu finden, gering sind. Des Weiteren wird empfohlen, die Suche nach den Lehramtsstudenten in den gebirgigen Regionen des Bundesstaates Guerrero und in der Gemeinde Apango fortzusetzen. Zum anderen sollen die letzten Handyanrufe der Verschwundenen zwischen dem 26. und dem 27. September ermittelt sowie Informationen und Aussagen von den Polizisten und Soldaten, die am Tag des Geschehens im Einsatz waren, eingeholt werden.

Für die Menschenrechtsorganisation Tlachinollan, die die Angehörigen begleitet, hat die mexikanische Regierung ihre offizielle Erklärung darüber, dass und wie die 43 jungen Männer umgebracht worden seien, vorschnell präsentiert. Diese Darstellung ist der Menschenrechtsorganisation zufolge haltlos.

Im Rahmen der globalen Protestaktion gegen das Verschwindenlassen ihrer Söhne am 26. Juli forderten die Eltern, dass die mexikanische Regierung endlich ernsthafte Ermittlungen in dem Fall vorantreibt: "Sie muss die Empfehlungen der CNDH umsetzen". Die Väter und Mütter gaben außerdem bekannt, dass sie vom 30. Juli bis 13. August dieses Jahres in zwei Karawanen den Norden und den Süden Mexikos durchfahren werden, um die Bevölkerung über das Verschwindenlassen ihrer Söhne zu informieren. Während dieser Zeit wollen sie sich auch mit Angehörigen der geschätzten 26.000 Verschwundenen in ganz Mexiko treffen.

Seit dem Verschwindenlassen der Lehramtsstudenten im vergangenen September 2014 sind in der Umgebung von Iguala mindestens 60 Massengräber mit 129 Leichen entdeckt worden. Dies teilte das Büro des Generalstaatsanwalts am Sonntag der Nachrichtenagentur AP mit.