Weiterer Verdächtiger nach Mord an Fotoreporter in Mexiko in Haft

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Wandgemälde in Erinnerung an Rubén Espinosa
Wandgemälde in Erinnerung an Rubén Espinosa

Mexiko-Stadt. Einen Monat nach dem Mord an dem Fotoreporter Rubén Espinosa, an der Aktivistin Nadia Vera und an drei weiteren Frauen im Stadtteil in Mexiko-Stadt hat die dortige Staatsanwaltschaft den Verdächtigen Abraham Torres Tranquilino festgenommen. Der 24-jährige gehörte der Polizei an, hat den Dienst jedoch quittiert.

Laut Staatsanwaltschaft soll Abraham Torres zusammen mit Daniel Pacheco Gutierrez, der bereits im Gefängnis sitzt, für den fünffachen Mord verantwortlich sein. Ein dritter mutmaßlicher Komplize befindet sich noch auf der Flucht.

Bei seiner ersten Aussage habe der Verdächtige zugegeben, am Tag des Geschehens am Tatort gewesen zu sein. Allerdings hätten er und Pacheco Gutierrez nur Gegenstände gestohlen. Der dritte Mann soll die Morde verübt haben. Diese Version der Geschehnisse schilderte der Präsident der Staatsanwaltschaft, Rodolfo Ríos, bei einer Pressekonferenz am Tag der Festnahme. Abraham Torres und Pacheco Gutierrez sind wegen Diebstahls, Mord und Feminizid, also der gezielten Ermordung von Frauen, angeklagt.

Abraham Torres arbeitete im Ministerium für öffentliche Sicherheit in Mexiko-Stadt. 2011 wurde er wegen Machtmissbrauch und Folter bei einem Einsatz in der Hauptstadt zu vier Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt. Im Oktober 2012 kam der Ex-Polizist auf Bewährung aus dem Gefängnis.

Indessen haben die Familienangehörigen von Rubén Espinosa und Nadia Vera die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft scharf kritisiert. Diese hat bis heute nur wegen Diebstahl und Mord ermittelt. Die Morddrohungen des Bürgermeisters von Veracrúz, Javier Duarte, weswegen die beiden Opfer Zuflucht im Mexiko-Stadt suchten, sind bis heute nicht untersucht worden.

Duarte selbst sieht sich als Opfer einer "öffentlichen Lynchjustiz", bei der Intellektuelle und Schriftsteller involviert seien.

Mitglieder der von Rubén Espinosa gegründeten Gruppe Voz Alterna sagten ebenso wie  Kollegen und Freunde von Espinosa und Vera den Medien gegenüber, dass die Drohungen und Einschüchterungen gegen sie stark zugenommen hätten.