Großmütter der Plaza de Mayo: "Enkel 118" gefunden

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Delia Giovanola. Auf den Fotos im Hintergrund ihr Sohn Jorge Ogando und ihre Schwiegertochter Stella Maris Montesano
Delia Giovanola. Auf den Fotos im Hintergrund ihr Sohn Jorge Ogando und ihre Schwiegertochter Stella Maris Montesano

Buenos Aires. Nach 38 Jahren hat Delia Giovanola de Califano, eine der Mitbegründerinnen der Organisation Großmütter der Plaza de Mayo in Argentinien, ihren von Militärs geraubten Enkel Martín gefunden.

Er wurde am 5. Dezember 1976 im Geheimgefängnis "Pozo de Banfield" geboren. Seine Eltern, Stella Maris Montesano und Jorge Ogando, sind bis heute verschwunden. Die beiden Mitglieder der bewaffneten Widerstandsorganisation Revolutionäre Volksarmee (ERP) waren am 16. Oktober 1976 aus ihrer Wohnung entführt worden. Ihre dreijährige Tochter Virginia wurde von den Militärs zurückgelassen, von einer Nachbarin gerettet und wuchs bei Delia Giovanola auf. Überlebende des Folterzentrums bezeugten die Geburt des Sohnes.

Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch gaben die Großmütter bekannt, dass der von ihnen als "Enkel Nr. 118" gesuchte seit 15 Jahren im Ausland lebt. Erste anonyme Hinweise auf seinen Verbleib seien bereits zwischen 2006 und 2008 bei ihnen eingegangen. Auch kursierte in "seiner Familie" das Gerücht, er sei möglicherweise in einem Geheimgefängnis geboren worden. Am 30. März dieses Jahres habe Martín schließlich Kontakt zur den Großmüttern aufgenommen, weil er den starken Verdacht hatte, der Sohn von Verschwundenen zu sein. Nach einem ersten Gespräch mit Vertretern der Nationalen Kommisssion für das Recht auf Identität (Conadi), sei beschlossen worden, einen DNA-Vergleich vorzunehmen. Bei der Genetischen Datenbank Argentiniens wurde eine 99,9 prozentige Übereinstimmung mit der DNA von Virginia Ogando festgestellt.

Begleitet von Mitstreiterinnen, mehreren wiedergefundenen Enkeln, dem Staatsekretär für Menschenrechte, Martín Fresneda, dem Wissenschaftsminister, Lino Barañao und der Leiterin der Conadi, Claudia Carlotto, berichtete Giavanola, ihr Enkel habe sie bereits angerufen und seine Freude ausgedrückt. Sie habe nun das Gefühl, ihr Versprechen gegenüber ihrem Sohn und ihrer Enkelin erfüllt zu haben, Martín zu finden. Seine Schwester Virginia hatte sich seit der Jugendzeit gemeinsam mit ihrer Großmutter an der Suche nach den Eltern und dem Bruder beteiligt und selbst mehrere Kampagnen initiiert. Sie nahm sich 2011 das Leben.

Während der argentinischen Militärdiktatur von 1976 bis 1983 wurden nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen in Argentinien mindestens 30.000 Menschen ermordet oder verschwanden nach ihrer Entführung durch Polizei und Militär. Mindestens 500 Babys von in Gefangenschaft befindlichen Regimegegnerinnen wurden systematisch geraubt und meist an Angehörige der Sicherheitskräfte übergeben. Die Mütter wurden anschließend umgebracht.