Peru / Umwelt

Konflikte um illegalen Straßenbau und Goldabbau in Peru

Verkehrsweg soll laut Regionalregierung Lebensbedingungen verbessern helfen. Nationale Regierung sieht Indigene und Naturschutzgebiete bedroht

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Straßenende und Umladeplatz bei Nuevo Edén am Ufer des Oberlauf des Flusses Madre de Dios
Straßenende und Umladeplatz bei Nuevo Edén am Ufer des Oberlauf des Flusses Madre de Dios

Lima. Im Süden von Peru setzt sich ein Konflikt um den Bau einer Straße durch Schutzgebiete sowie illegalen Goldabbau fort. Eine geplante Verbindungsstraße soll mitten durch ein Gebiet führen, in dem auch Mitglieder bisher nicht kontaktierter Volksgruppen leben. Zudem wurden im Naturschutzgebiet Tambopata unlängst weitere illegale Goldschürfgebiete festgestellt.

Tausend Polizisten hatten in diesem Zusammenhang zuletzt 86 Goldsucherlager nahe der Ortschaften Huaypetue und La Pampa im Verwaltungsbezirk Madre de Dios im Südosten des Landes zerstört. In der Nähe liegt das Naturschutzgebiet Amarakaeire, das Territorien der Indigenen Harakmbut, Yine und Machiguenga umfasst. Auch hier sind Goldschürfer eingedrungen.

In diese abgelegenen Gebiete gelangt man ausschließlich mit dem Kanu über den Fluss oder über kleine Straßen.

Mit der Fertigstellung der Straße von Cusco nach Iñapari im Jahr 2010 wurden die kleinen, traditionell schürfenden Goldsucher von Goldabbauern verdrängt, die mit industriellen Methoden arbeiten. Tausende von Quadratkilometern ursprünglichen Urwaldes wurden seither zerstört und vergiftet. Die sozialen Folgen zeigen sich in Zwangsarbeit, erhöhter Kriminalität und der Spaltung der Bevölkerung.

Seit dem Jahr 2014 baut die Regionalregierung des Verwaltungsbezirks Madre de Dios an einer neuen Verbindungsstraße, um den Bezirk Manu an Cusco und Madre de Dios anzubinden. Die Straße soll am Ufer vorbeiführen, wo seit drei Jahren auch Mitglieder der bis dahin isoliert lebenden Volksgruppe der Mashco Piro betroffen sind. Einige Kilometer weiter flussabwärts würde die Straße durch den Nationalpark Manu führen und gegen Osten durch das Schutzgebiet Amarakaeire. Bisher wurden bereits zwölf Kilometer fertiggestellt. Nach Ansicht der Regionalregierung wird die Straße der lokalen Bevölkerung helfen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Sie könnten ihre Produkte besser verkaufen und in Notsituationen schneller in größere Ortschaften gelangen.

Seitens des Umweltministeriums und des Nationalen Büros für Schutzgebiete wird seit Beginn des Straßenbaus die Illegalität des Vorhabens angeprangert. Auf offiziellen Wegen wurde die Regionalregierung auf ihre illegale Vorgehensweise aufmerksam gemacht. Im Oktober erstattete das Umweltministerium Anzeige gegen die zuständigen Personen der Regionalregierung von Madre de Dios wegen Umweltdelikten.

In einem Kommuniqué erklärte das peruanische Kulturministerium kürzlich, sich der legitimen Bedürfnisse der Bevölkerung nach einer Verbindung zu urbanen Gebieten, einer Verbesserung der Transporte, der Vermarktung ihrer Produkte und Zugang zu Dienstleistungen bewusst zu sein. Dennoch seien auch negative Folgen einer Urwaldstraße in diesen abgelegenen Gebieten absehbar: Neusiedler in indigenen Territorien und Naturschutzgebieten, illegaler Holzschlag und Goldschürfer. Die Erfahrungen in Madre de Dios mit diesen illegalen Wirtschaftsaktivitäten zeigten die außerordentliche Gefahr des Straßenbaus ebenso wie die dahinterstehenden Interessen.

Außerdem machte das Kulturministerium auf die Gefährdung nicht isoliert lebender Volksgruppen aufmerksam. Der peruanische Staat ist durch verschiedene Gesetze und internationale Abkommen zum Schutz unkontaktierter indigener Völker angehalten. Das Übereinkommen 169 der Internationalen Arbeitsorganisation zu indigenen Völkern und Naturschutzbestimmungen schrieben vor, die Biodiversität und Rechte der indigenen Volksgruppen zu schützen.