Uruguay / Menschenrechte

Akten über Verschwundene in Uruguay geraubt

marcha_2014.jpg

"Wo sind sie? Warum das Schweigen?". Transparent beim Schweigemarsch für die Ver
In Uruguay findet jedes Jahr am 20. Mai ein Schweigemarsch zum Gedenken an die Opfer der Diktatur statt, 2014 war das Motto: "Wo sind sie? Warum das Stillschweigen?"

Montevideo. Unbekannte sind in die Räumlichkeiten eines Forscherteams der Universität von Montevideo eingedrungen, das mit dem Auffinden der sterblichen Überreste der Verschwunden während der Militärdiktatur (1973-1985) beauftragt ist. Dabei wurden drei Datenträger, zahlreiche Akten sowie geringe Mengen Bargeld entwendet. Zudem markierten die Eindringlinge auf in den Büros aushängenden Karten die Wohnorte einiger der Wissenschaftler.

Wie es seitens der "Kommission für Wahrheit und Gerechtigkeit" hieß, welche die Untersuchungen in Auftrag gegeben hatte, können alle entwendeten Daten wieder hergestellt werden, da externe Sicherungen vorlägen.

Drei Tage nachdem der Vorfall bekannt wurde kamen in der Hauptstadt mehrere Tausend Menschen zu einer Demonstration zusammen, um ihre Unterstützung der Aufklärungsarbeit und die Ablehnung der als Anschlag deklarierten Tat auszudrücken. Javier Tassino, Mitglied der Hinterbliebenenorganisation "Mütter und Familienangehörige der Festgenommenen- Verschwundenen" erklärte gegenüber der spanischen Nachrichtenagentur EFE: "Der Diebstahl ist eine ernste, erdrückende Tat, die sich nicht mit der Demokratie verträgt. Deshalb werden wir, außer diese Tat zu verabscheuen, unsere Anstrengungen in den Untersuchungen verdoppeln." Der Diebstahl werde nur noch mehr Menschen dazu motivieren, Aussagen zu tätigen, die bei der Aufklärung helfen können.

Indes laufen die Untersuchungen über die Urheber des Einbruchs auf Hochtouren, bisher jedoch ohne konkrete Tatverdächtige. Im Fokus der Ermittler steht dabei auch die private Sicherheitsfirma Gamma Group, die mit dem Gebäudeschutz beauftragt war und der personelle Verstrickungen mit ehemaligen Militärangehörigen nachgesagt werden. Gleichzeitig erstellen Elektroingenieure der Universität ein alternatives Gutachten zu dem der Sicherheitsfirma, um eine "zweite Meinung“ in Erfahrung zu bringen, wie es aus der Fakultät für Humanwissenschaften und Bildung heißt.

Uruguays Präsident Tabaré Vázquez hatte Anfang 2015 die Bildung einer "Kommission für Wahrheit und Gerechtigkeit"  (Comisión de Verdad y Justicia) bekannt gegeben, um die Verbrechen der Militärdiktatur aufzuarbeiten und das Schicksal der damals Verschwundenen zu klären. Insgesamt wurden 40.000 Menschen während der Diktatur verhaftet, die meisten gefoltert und viele ermordet. Bis heute ist das Schicksal von rund 200 verschleppten Menschen ungeklärt.

Wenn Sie über diesen Artikel mitdiskutieren wollen, nutzen Sie bitte die Kommentarfunktion auf unserer Facebook-Seite oder folgen Sie einfach diesem Link.