Bolivien gibt Dokumente aus Zeiten der Diktatur frei

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Außenminister Choquehuanca gab bei einer Veranstaltung am 22. November die Freigabe der Archive bekannt
Außenminister Choquehuanca gab bei einer Veranstaltung am 22. November die Freigabe der Archive bekannt

La Paz. Das bolivianische Außenministerium gibt diplomatische Dokumente aus der Zeitspanne der Diktaturen von 1966 bis 1979 frei, damit die Angehörigen von Getöteten und Verschwundenen die Spuren dieser Verbrechen verfolgen können.

Außenminister David Choquehuanca erklärte bei einer Veranstaltung zu diesem Anlass, man habe diese Entscheidung getroffen, um "das historische Gedächtnis über die Vorgänge in der Zeit der Diktaturen zu bewahren" und zu enthüllen, wie sich die Diplomaten von damals verhalten haben. Er fügte hinzu, dass die neuen Generationen Bescheid wissen müssten und dass es notwendig sei, die Geschichte wieder neu zu schreiben und "die Methodik des Massakers" aufzuzeigen, "die systematisch angewandt wurde, um die Völker unserer Region zu unterdrücken und zu beherrschen".

Diese Deklassifizierung sei sehr wichtig, sagte die Menschenrechtsaktivistin Ruth Llanos gegenüber der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina, "denn durch den Kampf der Organisationen von Angehörigen auf dem ganzen Kontinent hat sich bereits das Recht durchgesetzt, die Wahrheit zu erfahren und hierfür bedarf es des Zugangs zu Archiven". Llanos, die auch Geschäftsführerin der Vereinigung der Angehörigen von Verhafteten und Verschwundenen (Asofam) ist, erinnerte daran, dass es 18 Jahre der Diktatur waren, in denen hunderte Menschen Folter und Verfolgung erleiden mussten, zu Tode kamen oder verschwanden. Asofam werde die Bildung eines multidisziplinären Ausschusses fordern, der die ganze Dokumentation analysieren solle. Eine weitere Forderung der Vereinigung besteht darin, eine Wahrheitskommission zu schaffen, um die Verbrechen zu untersuchen, den Verbleib ihrer Verwandten zu erfahren und die materiellen und intellektuellen Täter ausfindig zu machen.

Familienangehörige der Opfer, Regierungsmitglieder und Vertreter des diplomatischen Korps nahmen am Akt der Freigabe der Dokumente teil.

Die Archive umfassen alle diplomatischen Aktivitäten der diktatorischen Regierung von Hugo Banzer Suárez (1971-1978) und betreffen unter anderem den Plan Condor, eine von den USA angeführte Operation zur Ausschaltung linker politischer und oppositioneller Kräfte in Südamerika in den 1970er und 80er Jahren. Die Freigabe schließt auch diplomatische Archive der Militärregierung von René Barrientos ein, unter dessen Mandat die Guerilla des argentinisch-kubanischen Revolutionärs Ernesto Che Guevara vernichtet wurde, der selbst am 9. Oktober 1967 gewaltsam zu Tode kam.

Choquehuanca forderte seine Kollegen aus anderen Ministerien dazu auf, ihrerseits Dokumente aus den Diktaturen zu suchen und freizugeben.

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