Mexiko / Politik

Erneut Aktivist in Guerrero ermordet, Gewalt in Mexiko eskaliert weiter

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Wurde ermordet: Irineo Salmerón Dircio, Koordinator und Zuständiger für Kommunikation der Crac-PC der Gemeinde Tixtla im Bundesstaat Guerrero, Mexiko
Wurde ermordet: Irineo Salmerón Dircio, Koordinator und Zuständiger für Kommunikation der Crac-PC der Gemeinde Tixtla im Bundesstaat Guerrero, Mexiko

Tixtla, Mexiko. Zwei Tage nach seiner Entführung wurde in Mexiko der Gemeindepolizist Irineo Salmerón Dircio tot aufgefunden, zusammen mit einem weiteren Toten. Neben den Leichen befand sich die Mitteilung einer Mafiagruppierung, in der sie warnt, dass dies allen Gemeindepolizisten geschehe, die sich ihnen nicht unterwerfen würden. Am Morgen des 23. November hatten Bewaffnete den Koordinator der autonomen Gemeindepolizei (Crac-PC) in der Kleinstadt Tixtla im Bundesstaat Guerrero entführt.

Die Gemeindepolizei in Mexiko ist eine Basisstruktur, die die öffentliche Ordnung zu wahren versucht. Die Einheiten sind in den vergangenen Jahren vor allem angesichts des Scheiterns der offiziellen Polizeieinheiten und der Verstrickung der Polizei in Strukturen der organisierten Kriminalität aufgebaut worden.

Der Aktivist Salmerón, hauptberuflich Grundschullehrer, war auf dem Weg zu seiner Arbeitsstelle, als drei Bewaffnete ihn in ein Auto zerrten. Die unmittelbare Suchaktion durch die Gemeindepolizei verlief erfolglos. Mit einer Eilaktion, die hunderte Personen unterzeichneten, machte das Komitee gegen Folter und Straflosigkeit auf die große Gefahr für Leib und Leben des Aktivisten aufmerksam.

Außerhalb von Tixtla, das 16 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Chilpancingo liegt, befindet sich die Pädagogikhochschule Ayotzinapa. Die Gemeindepolizei von Tixtla hatte dort in den letzten zwei Jahren die Studenten von Ayotzinapa bei ihrer Suche nach den 43 verschwunden Kommilitonen begleitet. 14 der 43 gewaltsam Verschwundenen stammen aus Tixtla. Im Juli 2016 wurde ein Lehrer von Ayotzinapa in Tixtla entführt und ermordet, im Oktober wurden zwei Studenten bei einem angeblichen Überfall erschossen. Die Eltern der 43 Studenten beschworen am vergangenen Dienstag die Abgeordneten im Parlament in Mexiko Stadt, sie sollten bei der Staatsanwaltschaft auf eine baldige Aufklärung des Schicksals der Verschwundenen drängen und der Straflosigkeit ein Ende bereiten.

In jüngster Zeit hat die Gewalt in Guerrero stetig zugenommen, insbesondere in der Region um die Hauptstadt. So vermeldeten die Behörden diese Woche die Bergung von 32 Körpern und neun abgetrennten Köpfen in Zitlala, wenige Kilometer nördlich von Chilapa. Allein am vergangenen Wochenende wurden 26 Personen in Guerrero ermordet, neun davon in Tixtla. Der Gouverneur Héctor Astudillo Flores (PRI) bezeichnete diese Gewalt als barbarisch und die Regierung Mexikos kündigte an, dass 500 Bundespolizisten in die Bezirke Ajuchitlán, Arcelia, Teloloapan, Altamirano, Tixtla, Chilapa, Zitlala und Chilpancingo entsandt würden.

Am Freitag berichteten Aktivisten in Chilpancingo über das Verschwinden von vier Personen des unabhängigen Verbandes des öffentlichen Verkehrs (Cetig). Deren Sprecher Juan Mendoza Tapia, seine Ehefrau und zwei weitere Gewerkschafter sind nach einer Sitzung mit Behörden verschwunden. Für Jesús Mendoza Tapia, Bruder des Sprechers des Cetig, steht das Verschwindenlassen der vier im Zusammenhang damit, dass sie eine Demonstration in Chilpancingo organisierten und die Bewegung für die 43 verschwundenen Studenten von Ayotzinapa unterstützten.

Wie tief Guerrero in einer bürgerkriegsähnlicher Gewaltspirale steckt, zeigen auch die immer häufigeren Schießereien, auch zwischen rivalisierenden Bürgerwehren, die zusammen mit den Mafiastrukturen um territoriale Vormacht kämpfen. So geriet eine Gruppe von 15 Journalisten am 24. November in ein Kreuzfeuer in Tierra Colorada auf der Autobahn von Mexiko Stadt nach Acapulco und konnte sich nur mit Glück unverletzt retten. Bundespolizisten waren schnell vor Ort, beobachteten aber die mehrstündige Schießerei zwischen den Bürgerwehren nur aus sicherer Distanz.

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