Angehörige der Nahua-Ethnie in Mexiko protestieren gegen Untätigkeit der Regierung

Sicherheit indigener Gemeinden wegen Kumpanei zwischen Polizei und organisiertem Verbrechen nicht gewährleistet. Selbstschutz unter Druck

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Die Gemeindepolizei CRAC-PC bei ihrem Protest für mehr Sicherheit in den Dörfern von Guerrero
Die Gemeindepolizei CRAC-PC bei ihrem Protest für mehr Sicherheit in den Dörfern von Guerrero

Ayahualtempa. Hunderte Angehörige der Nahua-Ethnie haben für ein Ende der Kollaboration der städtischen Polizei mit dem organisierten Verbrechen demonstriert. Die Kundgebung in der Ortschaft Ayahualtempa (Region Montaña, Bundesstaat Guerrero) wurde von Mitgliedern der Regionalen Koordination der Vorsteher der Gründergemeinden (Coordinadora Regional de Autoridades Comunitarias-Pueblos Fundadores, CRAC-PF) angeführt. Sie drohten, 70 Jugendliche als Gemeindepolizisten zu bewaffnen, wenn die zuständigen Regierungsstellen untätig blieben. Medial ist die CRAC, heute CRAC-PF, vor allem wegen der von ihr geschaffenen autonomen Gemeindepolizei bekannt geworden.

"Wir wissen, dass die (...) Regierungsebenen nicht an der Sicherheit der indigenen Völker interessiert sind", sagte der Koordinator der CRAC-PF, Luis Morales Rojas. Aufgrund der Untätigkeit der Behörden und in einem Akt der Verzweiflung begann die CRAC-PF bereits im April vorigen Jahres damit, 30 Jugendliche an der Waffe auszubilden. Konkret geht es um den Konflikt zwischen der im Landkreis Chilapa aktiven kriminellen Gruppe Los Ardillos und der dort lebenden Bevölkerung. Die Jugendlichen waren motiviert, gegen diejenigen vorzugehen, "die den Tod ihrer Eltern verursacht haben und die größte Bedrohung für die Zukunft der Gemeinde darstellen".

Eine zentrale Forderung der Demonstrierenden lautete, Stützpunkte der Nationalgarde an zwei besonders unsicheren Orten (Tlachimaltepec, Los Postes Negros) zu errichten, damit sich die Indigenen ungefährdet mit Lebensmitteln eindecken und ihre Produkte verkaufen können.

Schon im April 2021 hatte die Nationale Menschenrechtskommission (CNDH) dazu aufgefordert, den Schutz, die Sicherheit und die umfassende und sofortige Verteidigung der indigenen Bevölkerung zu gewährleisten.

Die prekäre Sicherheitslage ist chronisch. Vor dem Hintergrund extremer Armut und der Vernachlässigung durch den Staat entstand in den 1990er in Teilen von Guerrero, insbesondere in den Regionen Costa Chica und Montaña die CRAC als ein Netzwerk der Selbstverwaltung. Die Organisation ist eine von den Bewohner:innen der Gemeinden kontrollierte Gemeindepolizei, die Policía Comunitaria. Die CRAC erlebte Höhen und Tiefen. Im Jahr 2002 vom Staat noch offiziell geduldet, wurde ihr Entwaffnung angedroht. Im Jahr 2013 wurde Eliseo Villar zum CRAC-Präsidenten gewählt, der, wie sich bald heraus stellte, vom damaligen Gouverneur Angel Aguirre Rivero gekauft war, und gegen die Regeln der CRAC verstieß, was zu seiner Entmachtung führte. Nach dieser Krise kam es aufgrund unterschiedlicher Visionen über eine zukünftige Strategie zur Spaltung der Organisation.

Im Jahr 2020 gehörten dem reorganisierten Netzwerk unter dem neuen Namen CRAC-PF insgesamt 210 indigene, mestizische und afro-mexikanische Gemeinden in den Regionen Montaña, Costa Chica, Acapulco und Centro an. Sie verfügen über etwa 2.400 eigene Polizeibeamte, die zum Schutz von 360.000 Einwohner:innen aktiv sind.