Montevideo/Buenos Aires. Am internationalen Tag der Frau haben auch in Lateinamerika und der Karibik zahlreiche Aktionen gegen Ungleichheit und geschlechtsbezogene Diskriminierung stattgefunden. Zahlreiche Frauen schlossen sich dem transnationalen Streikaufruf der Organisation "Paro Internacional de Mujeres" (Internationaler Frauenstreik) an, um aufzuzeigen wie ein Tag ohne Frauen aussehen würde. Im Zuge dieser Streikbewegung sollten weltweit über 300 Demonstrationen in mehr als 50 Ländern stattfinden, die die Forderungen der Frauen nach Gleichbehandlung verbinden.
In Uruguay hat der Gewerkschaftsbund PIT-CNT zu einem Generalstreik aufgerufen. Es sei eine Demonstration gegen Gewalt gegen Frauen geplant, an der sich mehrere soziale Organisationen beteiligen. In Brasilien finden Kundgebungen in mehr als 60 Städten statt. Die Teilnehmenden dieser Demonstrationen hatten eine weitere zentrale Forderung: ein Ende der Gewalt gegen Frauen und der Frauenmorde. Zudem wehren sie sich gegen die geplante Anhebung des Rentenalters für Frauen. Auch die argentinischen Organisatoren der Bewegung "Ni una menos!" (Nicht eine weniger!) hatten zur Teilnahme am internationalen Streik aufgerufen. Diese Bewegung hat sich aufgrund der zunehmenden Anzahl von Feminiziden, geschlechtsspezifischen Morden an Frauen, in der Region formiert. Es kam zu Übergriffen der Polizei auf eine Kundgebung vor der Kathedrale von Buenos Aires. Dort hatten Demonstrantinnen sich explizit gegen die Politik der Regierung von Präsident Mauricio Macri gewandt.
Die UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika (Cepal) wies indes darauf hin, dass die Einbindung von Frauen in den Arbeitsmarkt in der Region stagniert. Die Quote liege bei 53 Prozent und würde keine Entwicklung zeigen, hieß es von dieser Seite. Zudem seien 78,1 Prozent der arbeitenden Frauen in niedrig bezahlten Beschäftigungsverhältnissen angestellt.
In Uruguay hatten Regierungsmitglieder bereits am Montag öffentlich über die Situation der Frauenrechte im Land diskutiert. Im Fokus standen laut der uruguayischen Zeitung La Diaria Pläne der Ministerien für die Durchsetzung der Gleichberechtigung und für die Bekämpfung von Gewalt gegenüber Frauen. Der Nationale Geschlechterrat und das Nationale Institut der Frauen hatten die Diskussion bewusst im Vorfeld des Frauentags organisiert.
An der Veranstaltung "Más igualdad, compromiso del Estado. Punto final a la violencia de género" (Mehr Gleichberechtigung, eine Verpflichtung des Staates. Schluss mit der geschlechtsspezifischen Gewalt) nahmen zahlreiche Kabinettsmitglieder teil. Die sieben Frauen und sieben Männer diskutierten im Laufe der Veranstaltung Maßnahmen, um die Gleichberechtigung zu verbessern.
Das Nationale Institut der Frauen gab bei der Veranstaltung bekannt, dass im vergangenen Jahr nach offizieller Zählung 24 Morde an Frauen durch Ex-Partner oder Familienangehörige verübt wurden. Insgesamt habe es 30.271 Anzeigen wegen häuslicher Gewalt gegeben. In diesem Jahr wurden bereits acht Frauen ermordet.
Innenminister Eduardo Bonomi sprach sich deshalb deutlich für die Verabschiedung eines Gesetzes gegen geschlechtsspezifische Gewalt aus. Gegen 21 Polizeifunktionäre seien unlängst erst Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, weil sie die vorgeschriebene Vorgehensweise gegen diese Form der Gewalt missachtet hatten.
Bonomi betonte, dass die Opfer struktureller Gewalt zwar nicht nur Frauen seien, Kritiker jedoch einsehen müssten, dass "Morde an Männern andere Charakteristika aufweisen als die an Frauen".
Der uruguayische Minister für Arbeit und Soziales, Ernesto Murro, sieht auch bei den Löhnen noch deutlichen Verbesserungsbedarf. Die Problematik bestehe weniger im öffentlichen Sektor, "aber im privaten Sektor stagniert die Entwicklung". Murro kündigte eine Studie an, die erforschen soll, wie stark Frauen in Einzelhandel, Bauwesen und Gesundheitswesen benachteiligt werden.
Verteidigungsminister Jorge Menéndez kündigte an, am Frauentag sämtlichen Mitarbeiterinnen, die an den Feierlichkeiten teilnehmen möchten, bezahlten Urlaub zu geben. "An diesem Tag müssen die Männer Aufgaben erfüllen, die sonst Frauen erledigen", so Menéndez.