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Gewaltsame Vertreibung von Bauern in Venezuela, Korruption in Landbehörde

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Sicherheitskräfte schütteten Benzin auf Felder der von Bauern besetzten Ländereien und zündeten sie an
Sicherheitskräfte schütteten Benzin auf Felder der von Bauern besetzten Ländereien und zündeten sie an

Caracas. Das Nationale Landinstitut Venezuelas (INTI) untersucht die Fälle von Vertreibungen hunderter Familien im Bundesstaat Barinas, die dort Ländereien besetzt hatten. Auf Anweisung der lokalen INTI-Vertreterin, Ingrid Gil Guzmán, waren 868 Menschen von Sicherheitskräften gewaltsam geräumt worden.

Nach Angaben der "Revolutionären Strömung Bolívar und Zamora" (CRBZ), der größten Organisation der Landarbeiter in Venezuela, drangen Polizisten und Nationalgardisten am 10. März in drei Bauerngemeinschaften ein, zerstörten über 1.100 Hektar Aussaaten und schütteten Benzin in die Brunnen. Felder und Häuser seien angezündet und Vieh verjagt worden.

Die Leitung der Nationalen Landbehörde in Caracas, die für Bodenverteilung im Rahmen der Landreform zuständig ist, hat bestritten, die Räumungen der Grundstücke angeordnet zu haben, die ehemals brach lagen und seit der Besetzung von den Bauern bearbeitet werden. Ein solches Vorgehen widerspreche der Politik der Regierung, sagte INTI-Präsident José Rafael Ávila Bello nach einem Treffen mit Vertretern der Vertriebenen.

Die Landarbeiterorganisation berichten dagegen, dass die Bauern bei der Behörde seit langem um Besitztitel für die betreffenden Ländereien ersucht haben. Auch seien mehrere Beschwerden gegen Guzmán wegen ihrer Verbindungen zu Großgrundbesitzern eingereicht worden. In Barinas gebe es 2.000 Grundstücke, die für die Rückgewinnung von Land in Frage kämen. Es fehle jedoch an den notwendigen Entscheidungen des Staates, kritisierte CRBZ-Sprecher Pedro Alvarado. Schon seit einem Jahr beschwerten sich die Bauern aus Barinas über die Situation, rund 500 von ihnen hatten den INTI-Sitz besetzt und die Entfernung Guzmáns aus dem Amt gefordert. Mehr als 20 Räumungen habe es gegeben.

Präsident Nicolás Maduro hat wenige Tage nach den Ereignissen Untersuchungen wegen des Verdachts auf mafiöse Strukturen, Beteiligung an Vertreibungen und Korruption in der INTI-Regionalbehörde angeordnet. Die Leitung wurde abgesetzt. Bei Durchsuchungen seien unter anderem "gefälschte Akten und Dokumente" gefunden worden, so Ávila Bello. Funktionäre hätten sich selbst Land zugeteilt. Dagegen wurden Landtitel, die von der Behörde in Caracas vergeben wurden, den Bauern nicht übermittelt. In Barinas gebe es 146 besetzte Grundstücke, die von der dort zuständigen Behörde nicht legalisiert wurden. Die Bauernfamilien leben und arbeiten dort ohne Rechtssicherheit. Der INTI-Chef sagte eine zügige Klärung zu.

Die bolivarische Regierung hat seit dem Amtsantritt von Präsident Hugo Chávez 1999 eine Landreform und umfangreiche Verstaatlichungen durchgeführt. Insbesondere brachliegendes Land wird gemäß der Verfassung enteignet und zur Bebauung an landlose Bauern vergeben. Dies wird von Großgrundbesitzern mit allen Mitteln bekämpft, zum Teil in Verbindung mit lokalen Größen der regierenden sozialistischen Partei. Seit 1999 sind insgesamt 300 Bauernaktivisten ermordet worden.

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