Washington. Das im Jahr 1994 zwischen den USA, Kanada und Mexiko unterzeichnete Freihandelsabkommen Nafta hat die wirtschaftliche Entwicklung Mexikos nicht verbessert. Im Gegenteil ist seit der Unterzeichnung die Armut in dem lateinamerikanischen Land stetig gestiegen, heißt es nun in einem aktualisierten Bericht des in Washington ansässigen Center for Economic and Policy Research (CEPR) hervor.
Das CEPR vergleicht die Leistung der mexikanischen Wirtschaft mit anderen lateinamerikanischen Binnenökonomien seit Inkrafttreten des Nafta-Abkommens. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Mexiko seit 1994 nur um ein Prozent gestiegen ist, im Vergleich zu 1,4 Prozent in anderen Ländern der Region. Damit steht Mexiko auf Platz 15 beim BIP-Wachstum. Nach Angaben der mexikanischen Behörden und des CEPR-Berichts ist die Armut von 52,4 im Jahr 1994 auf 55,1 Prozent im Jahr 2014 gestiegen. Bis 2014 gab es 20 Millionen Mexikaner mehr, die unterhalb der Armutsgrenze leben.
Auch wird seit 1994 eine zunehmende Arbeitslosigkeit im Land registriert. Heutzutage liegt die Erwerbslosigkeit bei 3,8 Prozent, 1994 lag diese bei 3,1, mit einer leichten Erholung von 2,2 im Jahr 2000.
Auch im Agrarsektor wurden keine positiven Entwicklungen registriert. Auf Grund der hochgradig subventionierten und billigen Agrarprodukte aus den USA, wie etwa Mais – Hauptagrarprodukt Mexikos – ist der nationale Markt dafür zusammengebrochen. Bis zum Jahr 2007 gab es 4,9 Millionen Kleinbauern, die ihr Land verlassen mussten. Entweder wurden sie als Tagelöhner bei großen transnationalen Agrarexport-Unternehmen eingestellt oder sie wanderten in die USA aus.
Laut CEPR ist die Migration von Mexiko Richtung USA bis zu 79 Prozent pro Jahr gestiegen. Im Jahr der Unterzeichnung des Abkommens gingen jährlich 430.000 Mexikaner in die USA, im Jahr 2000 waren es 770.000. Seit 2006 wird ein Rückgang der Migration registriert. Der Grund dafür liegt aber nicht etwa in einer positiven Entwicklung der mexikanischen Wirtschaft, sondern in den zunehmenden Grenzkontrollen zwischen Mexiko und USA, der steigenden Arbeitslosigkeit in den USA und den immer gefährlicher werdenden Migrationswegen. Eine Rolle spielen zudem die steigenden Preise, die die Schleuser verlangen, wie in dem Bericht dokumentiert ist.
Für das CEPR ist nicht nur das NAFTA-Abkommen der Grund für die desolate Wirtschaftslage Mexikos, sondern auch die falsche Wirtschaftspolitik der mexikanischen Regierungen, wie zum Beispiel die Lockerung der staatlichen Kontrolle der Banken, die Instabilität des mexikanischen Pesos gegenüber dem US-Dollar sowie eine steigende Inflation.
Heutzutage ist China der stärkste Konkurrent Mexikos mit einem Exportanteil von 31 Prozent der Exporte in die USA, im Vergleich zu Mexiko mit nur 13,5 Prozent.
Die Befürworter des NAFTA-Abkommens seien sich über die Nachteile des Abkommens im Klaren gewesen. Sie hätten gewusst, dass die mexikanischen Agrarprodukte nur schwer mit den subventionierten Produkten aus den USA konkurrieren können. Die mexikanischen Regierungen nahmen eine neoliberale Wirtschaftspolitik in Kauf, statt die Industrialisierung des Landes zu fördern, betont das CEPR.