Uruguay / Soziales

Verkauf von Marihuana in Uruguay ab Juli

Staatlicher Anbau mit Qualitätsgarantie geplant. Landesweit verkaufen 30 Apotheken Cannabis. Höchstmenge zehn Gramm pro Woche und Person

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Die Abgabe in Apotheken ist Schritt zur Legalisierung von Marihuana in Uruguay
Die Abgabe in Apotheken ist weiterer Schritt zur Legalisierung von Marihuana in Uruguay

Montevideo. In Uruguay können registrierte Konsumenten ab dem 1. Juli in 30 Apotheken wöchentlich zehn Gramm Marihuana kaufen. Damit wird ein im Jahre 2013 von dem damaligen Präsidenten José Mujica eingebrachtes Gesetz nach langen Vorbereitungen in die Praxis umgesetzt. Laut offiziellen Zahlen gibt es in dem südamerikanischen Land etwa 200.000 Marihuana-Konsumenten.

Der gesetzliche Schutz, der staatliche Anbau und die Qualitätsgarantie sowie ein weitaus niedrigerer Preis als auf dem illegalen Markt sollen dem kriminellen Drogenhandel entgegenwirken. Beabsichtigt ist zudem, die Konsumenten vor Gesundheitsrisiken zu schützen. Das auf dem illegalen Drogenmarkt gehandelte Marihuana enthalte oft schädlichen Substanzen, hieß es zur Begründung.

Der von Uruguay eingeschlagene Weg der kontrollierten Legalisierung von Anbau und Konsum geht von der Erkenntnis aus, dass die traditionelle Drogenpolitik versagt hat. Steigende Zahlen von Abhängigen und die damit verbundene horrende Drogenkriminalität haben die Regierung zur Suche nach Alternativen gezwungen. In Uruguay stehen 80 Prozent der Gewaltverbrechen im Zusammenhang mit Drogenhandel und Drogenkonsum.

Bereits seit 2015 sind zwei Alternativen des Heimanbaus und der privaten Nutzung erlaubt. Zum einen sind das "Cannabis-Clubs", deren Mitglieder sich ebenfalls registrieren müssen. Sie können nach bestimmten Regeln selbst anpflanzen und konsumieren. Auch individuelle Pflanzungen im Privaten – sei es im Garten oder auf dem Balkon – wurden erlaubt. Doch auch hier ist ein Anmeldeverfahren obligatorisch. In keinem Fall ist der Weiterverkauf zulässig. Inzwischen gibt es 6.646 eingeschriebene Heimpflanzer und 51 Klubs.

Wer in den Genuss des Apothekeneinkaufs kommen will, kann sich seit dem 2. Mai registrieren lassen. Die Daten werden im Institut für Regulierung und Kontrolle von Cannabis (Ircca) verwaltet.

Viele der an dem neuen System Interessierten fürchten jedoch die Preisgabe der persönlichen Daten. Auch daher sieht das Gesetz einen besonderen Datenschutz vor, der nur durch einen Richter im Rahmen eines Verfahrens aufgehoben werden kann.

Zu dem Register gehören auch die Fingerabdrücke. In Zukunft muss dann der Käufer in der Apotheke nur noch den Finger auf ein Lesegerät legen. Schon am ersten Einschreibetag haben sich über tausend Bewerber angemeldet. Die Apotheken wurden gesondert auf ihre neue Aufgabe vorbereitet. Zudem stehen sie unter besonderem polizeilichen Schutz. Sie sind rund um die Uhr geöffnet. Bislang hat sich jedoch die Mehrzahl der Arzneimittelhändler dem Programm verweigert.

Von Regierungsseite wird immer wieder betont, dass es nicht darum gehe, den Zugang zu Marihuana "zu erleichtern" und womöglich den Konsum auszuweiten. Das Ziel der Maßnahmen bestehe darin, ein bereits bestehendes Problem zu regulieren und damit einzudämmen. Auch hofft man, durch den niedrigen Preis die vor allem jugendlichen Konsumenten von der zerstörerischen Kokain-Billigdroge "Pasta Base" oder "Paco" abzubringen. Der Einstieg in die harten Drogen soll durch das staatliche System gebremst werden. Hunderte von Jugendlichen, Opfer der "Pasta Base", leben heute mit irreparablen Gehirnschäden in speziellen Kliniken. Auch löste die enthemmende Droge eine Welle brutaler Gewaltverbrechen aus.

Der Nationale Drogenrat von Uruguay hat in den vergangenen Jahren intensive Medienkampagnen veranstaltet, um über Drogen und deren Auswirkungen aufzuklären. Auch im Hinblick auf den anstehenden öffentlichen Verkauf von Marihuana wird seit dem 2. Mai sowohl im Radio und Fernsehen als auch mit Plakaten auf die gesundheitlichen Risiken des Konsums von Cannabis hingewiesen. Es gibt eine eigens für die neue Abgaberegel eingerichtete Internetseite, die gemäß dem Gesetz 19.172 von 2013 über "Risiken, Nebenwirkungen und potenzielle Schäden des Drogenkonsums" informiert.

Für die Teilnahme am Programm ist die uruguayische Staatsbürgerschaft unerlässlich. Damit soll die Entstehung von Drogentourismus verhindert werden.

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