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Konflikt um Mauerbau an Grenze zwischen Peru und Ecuador

Ecuador stoppt Mauerbau an peruanischer Grenze nach politischen und diplomatischen Einsprüchen. Außenminister beider Länder wollen gemeinsame Lösung finden

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Vorläufig gestoppt: Mauerbau an der Grenze zwischen Ecuador und Peru
Vorläufig gestoppt: Mauerbau an der Grenze zwischen Ecuador und Peru

Lima/Quito. Ecuador hat nach Protesten der peruanischen Regierung einem vorläufigen Stopp des Mauerbaus an der gemeinsamen Grenze zugestimmt. Man habe ein Treffen für den 24. Juli in Lima vereinbart, um das weitere Vorgehen zu beraten und eine zufriedenstellende Lösung für beide Seiten zu finden. Dies bestätigte das peruanische Außenministerium in einem offiziellen Kommuniqué.

Ecuador hatte in den vergangenen Wochen damit begonnen, eine Mauer zwischen der ecuadorianischen Grenzstadt Huaquillas und Aguas Verdes auf peruanischer Seite zu bauen. Dabei sollen an die 100 Arbeiter beschäftigt gewesen sein. Die Mauer sollte knapp einen Kilometer lang werden und teilweise sogar die Höhe von drei Metern überschreiten. Nicht nur das Tempo, sondern auch der Bau selbst sorgt in Peru für Erstaunen, teilweise auch für vehementen Widerspruch.

Wiederholt bat die peruanische Seite darum, den Mauerbau umgehend zu stoppen. Dabei wurde auch Einspruch auf diplomatischer Ebene beim ecuadorianischen Botschafter in Lima, José Sandoval, erhoben, da eine "negative Beeinflussung der Grenzintegration" zu befürchten sei. Ecuador wurde außerdem darum gebeten, den Friedensvertrag von 1998, der auch den Grenzverlauf festgelegt hatte, zu respektieren. Darin war auch bestimmt worden, dass zwischen dem Kanal auf ecuadorianischer Seite und der Grenzlinie ein Abstand von zehn Metern eingehalten werden muss. Zwar habe Ecuador Peru bereits im Jahr 2012 darauf hingewiesen, einen Park errichten zu wollen, jedoch sei die Information über den Bau einer Mauer erst vor wenigen Wochen erfolgt.

Die Regierung von Ecuador vertritt den Standpunkt, die Mauer werde als Schutz vor Hochwasser errichtet. Außerdem solle sie auch Teil eines neuen Parks (25.000 Quadratmeter) sein, der für touristische Zwecke errichtet werde. Insgesamt hat Ecuador für den Bau eine Investition von 4,4 Millionen US-Dollar veranschlagt. Im September soll die Mauer fertiggestellt sein. Zwar erscheint die Umgebung noch in keinster Weise touristisch attraktiv, doch die ecuadorianische Ministerin für Städtische Entwicklung, Maria Alejandra Vicuñia betonte, dass die Mauer auch den Boden stabilisieren solle, um so alljährlich wiederkehrende Hochwasser einzuschränken bzw. zu verhindern. Gemäß durchgeführter Studien sei es nicht möglich, die Mauer wenige Meter weiter ins ecuadorianische Landesinnere zu verlegen, so die Ministerin.

Der Kanal, der zwischen den Städten verläuft, markiert die Grenze. Zwar ist der offizielle Grenzübergang an dieser Stelle von großer Bedeutung im Waren- wie Touristenverkehr, jedoch wird allen voran der Kanal auch als informeller Grenzübergang der Bewohner genutzt. So liegen an vielen Stellen einfache Holzplanken über dem Kanal, um diesen per Fuß zu überqueren und auch Einkäufe transportieren zu können. In beiden Städten werden sowohl ecuadorianische US-Dollar als auch peruanische Soles akzeptiert. Peruaner kaufen in Ecuador insbesondere Gas ein, welches dort subventioniert ist. Ecuadorianer wiederum nutzen die Möglichkeit des informellen Grenzübertritts, um in Peru Früchte, Gemüse und Elektroartikel zu erwerben. Dem Zoll "entgehen" diese steuerfreien Importe und Exporte, da die entsprechenden Kontrollen außerhalb der Grenze durchgeführt werden. Diese Form des grenzüberscheitenden Handels wird also in gewissem Sinn geduldet und würde durch die Errichtung der Mauer dann mit Sicherheit um einiges schwieriger werden.

Ecuador und Peru hatten im Jahr 1995 den letzten Krieg zwischen lateinamerikanischen Staaten geführt. Die eigentlichen Auseinandersetzungen gingen um die Kontrolle bevölkerungsferner Amazonasgebiete. Zwar waren die Kämpfe nach wenigen Wochen wieder beendet, jedoch wurden gemäß offizieller Zahlen um die 100 Menschen getötet.

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