Bei Protesten in Venezuela wurden wiederholt Menschen bei lebendigem Leib angezündet

hassverbrechen-in-venezuela.png

Symbole gewalttätiger Proteste in Venezuela gegen die Regierung Maduro
Symbole gewalttätiger Proteste in Venezuela gegen die Regierung Maduro

Caracas. Im Zusammenhang mit gewaltsamen Protesten in Venezuela sind seit Anfang April bis zum 19. Juli eine erschreckende Anzahl Personen bei lebendigem Leib angezündet worden. Viele der Opfer erlitten schwere Verbrennungen oder kamen zu Tode. Dies ergibt die Auswertung der Rechercheseite Red58, die es sich nach eigenen Angaben zur Aufgabe macht, der "Rechtfertigung der Gewalt" in den internationalen Medien entgegenzutreten. Gleichzeitig beurteilen die Autoren das Anzünden von Menschen als "noch nicht dagewesen in der neueren Geschichte von Venezuela".

Zu den jüngsten dokumentierten Fällen gehört ein Motorradfahrer, den Unbekannte an einer Straßenbarrikade in Lechería im Teilstaat Anzoátegui mit einem selbstgebauten Mörser beschossen, ihn am Boden liegend anzündeten und den Leichnam anschließend mit Steinen bewarfen. Am Eingang zur Metrostation Altamira im gleichnamigen wohlhabenden Stadtteil von Caracas warfen Unbekannte einen Molotow-Cocktail auf einen jungen Mann. Er konnte dem Anschlag leicht verletzt entkommen.

Für die Einordnung bestimmter Übergriffe als Hassverbrechen zieht Red58 die Definition der Vereinten Nationen zu dem Tatbestand heran, wonach diese Delikte gegen Opfer "wegen ihrer Hautfarbe, sexuellen Orientierung, ihrem Geschlecht, ihrer ethnischen Herkunft, ihrem gesellschaftlichen oder sozialen Status, wegen körperlicher oder geistiger Handikaps oder wegen mutmaßlicher Zugehörigkeit zu einer Glaubensrichtung oder politischen Überzeugung" begangen werden.

Das Rechercheportal listet die Fälle von Hassverbrechen nach Datum und Ort sowie, soweit bekannt, die Namen und das Alter, sowie die mutmaßlichen oder offenkundigen Gründe der Auswahl der Opfer auf. Unter diesen waren Polizisten, Staatsangestellte oder als "Chavisten" angesehene Personen. Schwere Verbrennungen erlitten auch vier Teilnehmer von oppositionellen Demonstrationen, die Molotowcocktails, Feuerwerkskörper, improvisierte Mörsergranaten und andere Brandmaterialien unsachgemäß handhabten.

Man könne diese Taten nicht mehr als isolierte Vorkommnisse ansehen, so die Autoren der Dokumentation. Sie zeigen sich beunruhigt, dass die Urheber dieser spezifischen Gewalt bei ihren Aktionen ihre Inspiration durch geschichtliche Bezüge auf paramilitärische und faschistische Bewegungen, religiösen Fanatismus oder auf den rassistischen Ku-Klux-Klan in den USA zur Schau stellten. Die Facebook- und Twitter-Streams von Red58 präsentieren dafür Anhaltspunkte.

Wenn Sie über diesen Artikel mitdiskutieren wollen, nutzen Sie bitte die Kommentarfunktion auf unserer Facebook-Seite oder folgen Sie einfach diesem Link