Venezuela / Wirtschaft

Erneut Korruption in Venezuelas staatlichem Ölkonzern

Leitende PDVSA-Mitarbeiter festgenommen. Generalstaatsanwalt ermittelt gegen seine Vorgängerin wegen Behinderung von Ermittlungen in Korruptionsfällen

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Ein Gebäude der staatlichen PDVSA: "Vaterland, Sozialismus oder Tod"
Ein Gebäude der staatlichen PDVSA: "Vaterland, Sozialismus oder Tod"

Caracas. In Venezuela sind mehrere hochrangige Mitarbeiter des staatlichen Ölkonzerns PDVSA verhaftet worden. Ihnen wird Korruption und Veruntreuung von Geldern im Zusammenhang mit Exportgeschäften vorgeworfen.

Unter den Verhafteten ist der Geschäftsführer der PDVSA für Förderung und Produktion in der westlichen Region Venezuelas, Gustavo Malavé. Ihm waren die großen Produktionsstätten um den Maracaibo-See im Bundesstaat Zulia unterstellt. Auch Juan Carrillo, Juan Barreto, Héctor Roque, Cesar Valera, Juan Romero, Adolfo Torres, José Marin und Henry Sánchez der Führungsriege der Firma wurden vom militärischen Sicherheitsdienst DGCIM festgenommen.

Wie das venezolanische Nachrichtenportal aporrea.org berichtet, geht es bei den Korruptionsvorwürfen um Geschäfte, die seit 2010 mit Zulieferfirmen abgeschlossen wurden. Dabei seien Aufträge ohne Ausschreibung vergeben, Firmen mit Verbindungen zu den nun verhafteten Funktionären bevorzugt und dabei viel zu hohe Preise verrechnet worden. Den Schaden, der PDVSA dadurch zugefügt wurde, beziffert aporrea.org auf bis zu 500 Millionen US-Dollar.

Der Erdölkonzern PDVSA ist für einen Großteil der Staatseinnahmen Venezuelas verantwortlich, stammen doch rund 95 Prozent der Exporte aus dem Ölgeschäft. Unter dem früheren Präsidenten Hugo Chávez wurde das Unternehmen unter Kontrolle der Regierung gebracht und finanzierte über spezielle Fonds einen großen Teil der umfangreichen Sozialprogramme in dem südamerikanischen Land.

Seit Jahren gibt es aber auch wiederkehrende Korruptionsvorwürfe gegen hohe Funktionäre des Konzerns. Ein Rechercheteam der linksgerichteten, regierungskritischen Strömung Marea Socialista hatte 2015 einen Bericht veröffentlicht, wonach zwischen 1998 und 2014 PDVSA-Gelder in Höhe von rund 216 Milliarden US-Dollar einer unklaren Verwendung zugeführt worden seien. Von offizieller Seite gibt es dafür keine Bestätigung.

Venezuelas neuer Generalstaatsanwalt Tarek William Saab kündigte unlängst umfassende Untersuchungen im Zusammenhang mit missbräuchlich abgeschlossenen Verträgen an, bei denen Partnerfirmen von PDVSA über Gebühr begünstigt worden seien. Er beschuldigte gleichzeitig seine Amtsvorgängerin, die zur Opposition gewechselte Luisa Ortega Díaz, sie habe während ihrer Amtszeit (2007-2017) von der Spitze der Staatsanwaltschaft aus entsprechende Ermittlungen behindert. Ortega Díaz hatte ihrerseits kürzlich die Regierung von Präsident Nicolás Maduro und auch Generalstaatsanwalt Saab der Korruption bezichtigt.