Venezuela / Politik

Erneut Verhaftungen in Venezuela wegen Korruption

Hochrangige Funktionäre des Erdölsektors festgenommen. Generalstaatsanwalt spricht von organisierter Kriminalität. Weitere Verdächtige in die USA geflüchtet

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Der Generalstaatsanwalt von Venezuela, Tarek William Saab, bei der Pressekonferenz am Donnerstag
Der Generalstaatsanwalt von Venezuela, Tarek William Saab, bei der Pressekonferenz am Donnerstag

Caracas. Die Generalstaatsanwaltschaft von Venezuela hat die Verhaftung von elf Personen bekanntgegeben, die der Korruption und Sabotage gegen die Erdölindustrie des Landes beschuldigt werden. Vier von ihnen waren Angestellte von Petropiar, einem Tochterunternehmen des staatlichen Erdölkonzerns PDVSA. Ihnen wird vorgeworfen, an einem System zum Kauf von Lieferungen zu überhöhten Preisen von bis zu 10.000 Prozent beteiligt gewesen zu sein, sagte Generalstaatsanwalt Tarek William Saab bei einer Pressekonferenz am Donnerstag, die im staatlichen Fernsehsender VTV übertragen wurde. Unter den Verhafteten sind neun hochrangige Funktionäre, darunter Orlando Enrique Chacín Castillo, Vorsitzender einer weiteren Tochtergesellschaft der PDVSA, der Corporación Venezolana del Petróleo (CVP) und bis Januar 2017 Vizepräsident des Erdölkonzerns.

"So wie dies geschah, gleicht es einem typischen Fall von organisierter Kriminalität und Mafia", so Saab.

Einige weitere Verdächtige in dem Fall seien flüchtig und hielten sich in den USA auf. Die USA sollten nicht als "Waschsalon" für Geld dienen, das Venezuela unrechtmäßig entzogen worden sei, betonte er und forderte die Regierung von Präsident Donald Trump auf, die Verdächtigen an die venezolanischen Behörden zu übergeben.

In einem zweiten Fall wurden sieben Personen wegen Sabotage festgenommen. Die Gruppe von Technikern und Ölarbeitern soll für eine Sabotagekampagne bei Petrozamora verantwortlich sein, die wahrsceinlich bis ins Jahr 2015 zurück reicht und nach Schätzungen zu einem Verlust von 15.700 Fässern Erdöl pro Tag geführt hat. Das seien mehr als 15 Millionen Barrel, die sich zwischen 2015 und 2017 angesammelt haben. Petrozamora ist ein Joint Venture der PDVSA und der russischen Gazprom. Dort laufen weitere Ermittlungen wegen des Verdachts, dass örtliche Funktionäre die russischen Partner genötigt haben, bestimmte, von korrupten Beamten gesponserte Zulieferer zu akzeptieren.

Saab betonte, die Festnahmen hätten die Bereitschaft der Behörden gezeigt, Anklage gegen hohe staatliche Angestellte zu erheben. "Wir sprechen über heikle Fälle, die zu einem Haushaltsdefizit des Landes geführt haben und deshalb Gerechtigkeit verdienen." Diese Personen hätten vorsätzlich und zusammen mit Geschäftsleuten in einer Art Kartell gehandelt, um der venezolanischen Wirtschaft Schaden zuzufügen, führte er weiter aus.

Der neue Generalstaatsanwalt hatte bereits Anfang Oktober über Verhaftungen von Firmenangestellten und Mitarbeitern staatlicher Behörden und der PDVSA in den Bundesstaaten Carabobo und Anzoátegui berichtet. Dabei ging es insbesondere um Abrechnungsbetrug, irreguläre Auftragsvergaben und Zusatzgebühren. Es laufen Ermittlungen im Zusammenhang tausender Fremdwährungs-Verträge mit einem Volumen von über 35 Milliarden Dollar.

Unterdessen wird aus den Reihen der chavistischen Bewegung Kritik am staatlichen Sender VTV laut: Alle Pressekonferenzen des Generalstaatsanwaltes würden immer wieder unterbrochen, um Kurznachrichten zu senden, die ebenso gut später gesendet werden könnten. Dies sei respektlos gegenüber der Behörde und der Öffentlichkeit.