Caldono, Kolumbien. In Kolumbien ist vor wenigen Tagen der Aktivist Eider Campo Hurtado von bewaffneten Unbekannten im indigenen Territorium in der Nähe der Stadt Caldono im Department Cauca ermordet worden. Er gehörte zur Indigenengruppe Nasa, die im Nordosten des Cauca lebt und arbeitete als Journalist im Auftrag seiner Gemeinde, die seit Jahrhunderten einen Kampf um ihr Territorium führt.
Laut Augenzeugenberichten drangen vier Bewaffnete in das Gemeindehaus ein, wo sie befreundete Gefangene befreien wollten. Bei der anschließenden Verfolgungsjagd kam es zu einem Beschuss, in dessen Folge Hurtado tödlich getroffen wurde. Anschließend wurden die Bewaffneten von den Indigenen verfolgt und erfolgreich außer Gefecht gesetzt. Es ist unklar, welche bewaffnete Gruppe hinter dem Anschlag steht. Laut des offiziellen Berichtes handelt es sich hierbei um Dissidenten der ehemaligen Farc-Guerilla , die bis zur Unterzeichnung des Friedensvertrags in dieser Gegend agierte.
Damit steigt die Zahl der Morde an sozial engagierten Personen in Kolumbien seit Abschluss des Friedensvertrags auf 283 Personen, davon wurden 26 Prozent allein im Cauca getötet. Das Departement führt mit Abstand die Liste der gefährlichsten Orte Kolumbiens für Menschenrechtsaktivisten an, wie aus einem Bericht der Ombudsstelle (Defensoria del Pueblo) hervorgeht.
Über den Tellerrand schauen?
Mit Ihrer Spende können wir Ihnen täglich das Geschehen in Lateinamerika näher bringen.
Cauca war vor dem Friedensvertrag bereits ein sehr umkämpftes Territorium, das den größten Anteil an Vertriebenen während des Konflikts aufzuweisen hatte. Dies liegt am strategischen Korridor zwischen Ecuador und Zentralkolumbien, der Kontrolle der Kokaplantagen in der Gegend sowie den unterschiedlichen Gebietsansprüchen. Gründe für die große Anzahl an Toten im Cauca sind heute also vor allem alte und neue Konflikte um Gebietsnutzungen und die Kontrolle der Koka-Produktion und der illegalen Goldminen.
Im Nordosten, im indigenen Gebiet, in dem Hurtado lebte, wehren sich die Nasa auch gegen die Ausdehnung von Zuckerrohrplantagen. Den Kampf gegen die Monokulturen nennen sie "Befreiung von Mutter Erde". Er beinhaltet das Niederbrennen der Zuckerrohrplantagen auf Ländereien, die sie als ihr Territorium ansehen. Dabei kommt es regelmäßig zu bewaffneten Angriffen des Militärs.