US-Sanktionen gegen Venezuela bedrohen Pressefreiheit

US-Journalistin Martin muss Sendung "The Empire Files" einstellen. Reporterin für Telesur tätig. Immer schärfere Drohungen aus Washington

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Die US-Journalistin Abby Martin musste ihr Programm bei Telesur einstellen. Nun ruft sie zu Spenden auf
Die US-Journalistin Abby Martin musste ihr Programm bei Telesur einstellen. Nun ruft sie zu Spenden auf

Washington/Caracas. Die Beziehungen zwischen den USA und Venezuela spitzen sich unter US-Präsident Donald Trump weiter massiv zu. Nachdem die Sanktionen Washingtons gegen die sozialistische Regierung in Caracas die freie Arbeit der Presse eingeschränkt hat, haben Hardliner in Washington nun offen ein militärisches Vorgehen gegen Venezuelas Präsidenten Nicolás Maduro ins Spiel gebracht.

In Folge der jüngsten Sanktionen der USA gegen Venezuela musste das englischsprachige TV-Politmagazin The Empire Files der US-Journalistin Abby Martin Ende August seinen Betrieb einstellen. Die Sendung war zuletzt über den lateinamerikanischen Fernsehsender Telesur und unabhängige Medienanbieter wie Free Speech TV oder The Real News Network ausgestrahlt und online verbreitet worden. Martin hatte zur Finanzierung ihres Programms, das die US-Politik kritisch hinterfragt, einen Finanzierungsvertrag mit Telesur geschlossen. Diese Vereinbarung wird durch die neuesten US-Sanktionen gegen das südamerikanische Land unterbunden. Die bekannteste Sendung der US-Journalistin hat seit Beginn der Ausstrahlung mehr als 100 Dokumentationen produziert, darunter zahlreiche Vor-Ort-Berichte aus Palästina, Venezuela und anderen Hotspots der internationalen Politik.

Nun musste die Sendung inmitten der zweiten Staffel gestoppt werden, weil die US-Sanktionen die Finanzierung durch Telesur mit seinem Hauptsitz in der venezolanischen Hauptstadt Caracas verbietet und Überweisungen aus Venezuela blockiert. Für Martin und ihr Team ist die Situation nicht neu. Seit einem Jahr seien die Zahlungen sporadisch und oft verzögert geleistet worden, hieß es aus Caracas. Mit den verschärften US-Sanktionen wurde die Finanzierung nun offenbar vollständig unterbunden. Dies betreffe auch Überweisungen aus anderen lateinamerikanischen Ländern, die Anteile an Telesur halten.

Das TV-Magazin stellte angesichts diese Situation bereits am 27. Mai die Produktion ein und wird seit Ende August nicht mehr ausgestrahlt. Martin rief die Zuschauer über das Onlineportal mediaroots.org zu Spenden auf, um die Sendungen gegebenenfalls wieder aufnehmen zu können.

Die Angriffe aus den USA auf Telesur scheinen zudem über die Unterbindung von Zahlungsverkehr hinauszugehen. Zum zweiten Mal in diesem Jahr hatte der Facebook-Konzern vor einigen Wochen die Seite des lateinamerikanischen Fernsehsenders in englischer Sprache Ende August gesperrt. Der Sender berichtete, dass seine Facebook-Seite am 13. August ohne Begründung offline ging. Nach einigen Tagen wurde die Seite wiederhergestellt, allerdings unter einer neuen Webadresse.

Der multinationale Sender Telesur hat seinen Betrieb 2005 aufgenommen und gilt als Meilenstein einer Berichterstattung aus und über Lateinamerika, die den Subkontinent nicht durch die Brille des hegemonialen Nordens darstellt. Telesur hat einen wachsenden internationalen medialen Stellenwert erreicht. Der englischsprachige Kanal sendet seit 2014.

Hardliner in Washington wollen es im Kampf gegen die Regierung Maduro anscheinend nicht bei Sanktionen und Angriffen auf ungenehme Medien belassen. So berichteten US-Medien unlängst über ein Treffen des US-Senators Marco Rubio mit dem Sicherheitsberater von Präsident Trump, John Bolton. Dabei sprach sich Rubio, ein entschiedener Gegner der lateinamerikanischen Linken, für den Einsatz des US-Militärs gegen Venezuela aus. Die linksgerichtete Regierung in Caracas, so Rubio, sei zu einer Bedrohung der nationalen Sicherheit der USA geworden.