Neues Massengrab in Mexiko: Angehörige kritisieren Staatsanwaltschaft

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In Veracruz, Mexiko, wurde ein weiteres Massengrab entdeckt
In Veracruz, Mexiko, wurde ein weiteres Massengrab entdeckt

Xalapa, Mexiko. Nach dem Fund eines Massengrab mit mehr als 166 Leichen im mexikanischen Bundesstaat Veracruz kritisieren Angehörige vermisster Personen die Behörden. In einem offenen Brief beanstanden zudem 15 Organisationen die Arbeit der Staatsanwaltschaft und zogen die Ermittlungsmethoden in Zweifel.

Der Generalstaatsanwalt von Veracruz, Jorge Winckler Ortiz, hatte am Freitag bekannt gegeben, dass man am 8. August ein Massengrab entdeckt habe. Das schwer zugängliche 300 Quadratmeter große Grabfeld bestehe aus 32 Gruben und beinhalte mindestens 166 Leichen. Das Grab sei vermutlich zwischen zwei und drei Jahren alt.

Wie die Staatsanwaltschaft Veracruz weiter bekanntgab, wurden 114 Ausweise und zahlreiche persönliche Gegenstände in dem Grab gefunden. Mithilfe von Fotos sollen Angehörige vermisster Personen bald die Identitäten der Leichen überprüfen. Zudem werden Gentests durchgeführt. So soll ermittelt werden, ob die Polizei des Bundesstaates in Verbindung mit dem Massenmord steht. In der Amtszeit des Ex-Gouverneurs Javier Duarte kam es regelmäßig zu Entführungen durch die Polizei. Die Justizbehörde vermutet, dass Opfer dieser Entführungen in dem nun entdeckten Massengrab zu finden sein könnten.

Die Staatsanwaltschaft untersucht seit etwa einem Jahr verstärkt die kriminellen Aktivitäten der Sicherheitsbehörden. Bereits im Februar wurden Haftbefehle gegen 19 Mitglieder der Polizei erlassen, am 6. Juni wurde der ehemalige Generalstaatsanwalt festgenommen. Der Jurist soll unter anderem Massengräber systematisch vor Ermittlern verschwiegen haben.

Im Falle des neuentdeckten Grabfeldes wird die Staatsanwaltschaft nun allerdings von 15 Organisationen kritisiert, die sich der Suche Verschwundener widmen. Sie forderten die Behörde auf, die Opferorganisationen an den Untersuchungen des Massengrabs zu beteiligen, heißt es in dem Brief.

Lucy Diaz, Repräsentantin der Gruppierung Colectivo Solecito, bezeichnete das Vorgehen von Generalstaatsanwalt Winckler Ortiz als einen "Schlag ins Gesicht" aller Angehörigen. Die Mitglieder der Organisation suchen seit 2016 nach den Überresten ihrer Angehörigen. Diaz sagte, die Hinterbliebenen hätten ein Recht, in dem Grab nach Hinweisen auf ihre Angehörigen zu suchen. Der Generalstaatsanwalt hält dagegen, dass der Standort des Massengrabes wegen Sicherheitsbedenken geheim gehalten wird.

In dem offenen Brief zweifeln die Opferorganisationen auch die Qualität der Ermittlungsergebnisse der Behörden an. Es sei unklar, wie sie das Alter des Grabes bestimmt hätten. Eine ordnungsgemäße und vollständige Sicherung der Leichen in nur 30 Tagen sei nicht möglich, so Diaz.

Das letzte Massengrab in Veracruz wurde im März 2017 entdeckt. Damals sprachen die Behörden erst von 125 Leichen, später wurde die Zahl auf 249 korrigiert. In Veracruz alleine gibt es pro Jahr durchschnittlich 1.000 Tote im Kampf zwischen oder gegen Drogenkartelle. Seit 2006 hat die Gewalt in Mexiko massiv zugenommen. Seitdem wurden nach UN-Schätzungen alleine 20.000 Menschen ermordet, 37.000 sind verschwunden.