Ehemaliger Guerillero in Chile zu 30 Jahren Haft verurteilt

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Grafito zur Flucht einiger ehemaliger Guerilleros in Santiago
Grafito zur Flucht einiger ehemaliger Guerilleros in Santiago

Santiago. Der ehemalige Guerillero, Mauricio Hernández Norambuena, ist in Chile zu zwei Mal 15 Jahren Haft verurteilt worden. Norambuena, der den Kampfnamen "Comandante Ramiro" trug, war erst am 20. August von Brasilien nach Chile ausgeliefert worden. Er war Mitglied der Frente Patriotico Manuel Rodriguez (FPMR), die 1983 von der Kommunistischen Partei Chiles (PCCh) mit dem Ziel gegründet worden war, die zivil-militärische Diktatur Augusto Pinochets (1973 bis 1990) zu beenden.

Sie führte zahlreiche Aufsehen erregende Aktionen durch, darunter auch das gescheiterte Attentat auf Pinochet 1986, in dessen Folge zwölf Guerrilleros außergerichtlich hingerichtet wurden. Ein Jahr später sagte sich die Gruppe von der PCCh los und führte auch nach dem Ende der Diktatur 1990 weiter direkte Aktionen durch. Unter anderem wurde im Jahr 1991 der faschistische Politiker Jaime Guzmán, einer der wichtigsten Berater Pinochets, erschossen. Er hatte während der Militärdiktatur die noch heute gültige Verfassung mit ausgearbeitet und 1983 die rechtskonservative Partei Unabhängige Demokratische Union (Unión Democrática Independiente) gegründet.

Norambuena saß bereits von 1993 bis 1996 in Chile in Haft. Er war damals wegen Beteiligung an der Erschießung Guzmans und am gescheiterten Attentat auf Pinochet verurteilt worden. Er entkam in einer spektakulären Flucht zusammen mit den weiteren Ex-Frentistas Ricardo Palma Salamanca, Pablo Muñoz Hoffman und Patricio Ortiz Montenegro aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Santiago in einem von einem Helikopter hängenden Korb.

Norambuena wurde in Chile jetzt wegen Beteiligung an der Erschießung Guzmans und wegen der Entführung von Cristian Edwards, Sohn von Augustin Edwards, dem Eigentümer des größten chilenischen Medienimperiums rund um die Zeitung El Mercurio, zu jeweils 15 Jahren Haft verurteilt. Seine Verteidigung hatte argumentiert, dass ihm die Zeit, die er in Brasilien in Haft verbracht hatte, auf seine Haftstrafe angerechnet werden müsse. Er kündigte nach dem Urteilsspruch an, vor den Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte zu ziehen.

"Es gibt ein offizielles Dokument des chilenischen Staates, in dem der brasilianische Oberste Gerichtshof aufgefordert wird, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, sprich Untersuchungshaft, obwohl ihm aufgrund des Prozesses, dem er in Brasilien ausgesetzt war, die Freiheit entzogen wurde", so der Anwalt von Norambuega.

Das Gericht hatte Norambuega lediglich zwölf Tage seiner 16 Jahre währenden Haft in Brasilien als verbüßte Strafe anerkannt. In Brasilien war der ehemalige Guerrillero wegen der angeblichen Entführung eines Industriellen verurteilt worden.