Wieder Mord an Mitglied von Landarbeiterorganisation in Guatemala

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Das Haus, in dem Dominga Ramos ermordet aufgefunden wurde
Das Haus, in dem Dominga Ramos ermordet aufgefunden wurde

Guatemala-Stadt. Die Morde an linken Aktivisten reißen in Guatemala auch unter der neuen Regierung von Alejandro Giammattei nicht ab. Am vergangenen Donnerstag wurde die 53-jährige Dominga Ramos Saloj in ihrem Haus von einem unbekannten Mann erschossen. Dominga Ramos war Mitglied der Landarbeiterorganisation Codeca und der von ihr gegründeten linken Partei "Bewegung für die Befreiung der Völker" (MLP). Sie war die Ehefrau von Miguel Ixcal Perez, einem Mitglied der nationalen Leitung von Codeca sowie im Team der MLP-Abgeordneten Vicenta Jeronimo. Ixcal befand sich zur Zeit des Mordes an seiner Ehefrau in der Hauptstadt des Landes.

Die Zeitschrift "prensacomunitaria" beschreibt den Tathergang basierend auf Zeugenaussagen: Dominga Ramos habe sich gegen 17:30 Uhr in ihrem Haus in der Gemeinde Las Delicias im Landkreis Santo Domingo, Suchitepequez, aufgehalten, als ein unbekannter Mann an der Tür nach ihr fragte und sofort Schüsse abgab. Ramos starb innerhalb weniger Sekunden. Zum Zeitpunkt des Mordes befanden sich ihre Schwiegertochter und mehrere Enkelkinder im Haus und wurden somit Zeugen des Mordes.

Ramos wurde am Samstag unter großer Anteilnahme von Angehörigen, Einwohnern und politischen Weggefährten beerdigt. Ihr Ehemann erinnerte mit emotionalen Worten an Dominga Ramos, während die MLP-Abgeordnete Vicente Jeronimo und die Präsidentschaftskandidatin der MLP bei den Wahlen im Juni vergangenen Jahres, Thelma Cabrera, kurze Ansprachen hielten, in denen sie den Mord in den Kontext früherer Morde und ein allgemeines Klima der Represson stellten. „Die Oligarchie in Guatemala wird uns niemals friedlich leben lassen. Doch wir werden unseren Weg weitergehen, auch wenn viele von uns das Ziel, ein gerechtes und friedliches Guatemala, nicht mehr erleben werden“, so Cabrera. Vicenta Jeronimo sagte mit Blick auf ihre Tätigkeit als Abgeordenete, im Kongress gebe es kein Bewusstsein für Not und Armut in Guatemala. "Der Kongress hat einen Besitzer, die Oligarchie, die Kapitalisten in Guatemala."

Der Mord am 5. März war der 17. Mord an einem Mitglied von Codeca bzw. der MLP seit Beginn des Jahres 2018. Keiner der Morde wurde bisher aufgeklärt. Auch andere Organsiationen und Umweltschützer sind von Repression und Morden betroffen. Insbesondere im Zusammenhang mit Protesten gegen die seit Jahren steigende Zahl von Bergbau- und anderen Megaprojekten kommt es immer wieder zu Repressionen, willkürlichen Festnahmen und Morden an Aktivisten.

Es ist nicht zu erwarten, dass sich dies unter der seit Januar im Amt befindenen Regierung von Giammattei ändern wird. Er gilt als klassischer Vertreter der Oligarchie und Vertrauter der mächtigen, reaktionären Militärs. Als eines der ersten Gesetze nach seinem Amtsantritt war das umstrittene sogenannte "Ley ONG" im Kongress verabschiedet. Damit wird es nach Meinung von Experten in Zukunft zu massiven Einschränkungen der Tätigkeit von NGOs in Guatemala kommen. Vordergründig geht es um Forderungen, wie die nach einer transparenteren Buchhaltung, um die unbestritten in einigen NGOs existierende Korruption und Vetternwirtschaft zu bekämpfen. Zu erwarten ist aber, dass das politische Engagement vieler Organisationen nach Umsetzung des Gesetzes stark eingeschränkt wird.