Montevideo. Mehrere Gewerkschaften in Uruguay haben am 28. und 29. Oktober zum Streik aufgerufen. Die Mobilisierung richtet sich gegen den nächsten Staatshaushalt mit seinen drastischen Kürzungen, der zur Zeit im Parlament verabschiedet wird.
Die Gewerkschaft der öffentlichen Angestellten (Cofe) kämpft gegen Kürzungen bei den Löhnen, gegen den Verlust von Arbeitsplätzen und fehlende Investitionen.
Die Koordinierungszentrale der Lehrkräfte in Erziehung und Wissenschaft (CSEU) sowie weitere Einzelgewerkschaften haben sich dem Aufruf angeschlossen, um ihren Forderungen Gehör zu verschaffen. Die CSEU mobilisierte außerdem für eine Demonstration rund um das Parlament, wo der Haushalt gerade zur Debatte steht. Die Streikbewegung hofft, auf Seiten der Regierung doch noch die Bereitschaft zu Änderungen ihrer Pläne erreichen zu können.
Vertreter der Universität und der Universitätsklinik von Montevideo kritisierten, dass die geplanten Streichungen die Zukunft von Lehre und Forschung in Frage stellen, zudem werde die effektive Arbeit der universitären Ausbildungsstätte für Ärzte stark geschwächt.
Elbia Pereira, Generalsekretärin der Föderation der Lehrkräfte im öffentlichen Bildungswesen, erklärte: "Wir legen heute die Arbeit nieder, um gegen das sehr knappe und restriktive Budget zu protestieren. Wir denken, dass es hier immer noch Möglichkeiten für Ergänzungen im Haushalt gibt, um für die Auszubildenden zu sorgen”.
Der Verband der Lehrkräfte an Gymnasien (Ades) alarmierte die Öffentlichkeit, dass in Folge der geplanten Kürzung des Budgets im kommenden Jahr 2.000 Arbeitsstellen für Lehrerinnen und Lehrer gestrichen werden müssen. Das käme für die zweite Bildungsstufe in Uruguay einer Katastrophe gleich, denn sie leidet bereits unter überfüllten Klassen und dem Mangel an Lehrkräften. Seit Jahrzehnten gelten die hohen Zahlen von zurückversetzten Schülern und ihrem Herausfallen aus dem Bildungswesen insgesamt als ein ungelöstes Problem.
Pereira beschuldigte in ihrer Rede vor der großen Gewerkschaftsdemonstration die Bildungsbehörden, sie habe eine "verarmende Lehrplanreform" eingeführt, mit der wissenschaftliche und künstlerische Inhalte geopfert werden. Das Niveau und die Anforderungen im Sekundarbereich der Bildung würden gesenkt, um die Statistik der Wiederholungs-, Beförderungs- und Abschlussquoten zu verbessern und die Kosten pro Schüler zu senken. Die schwachen Jahresergebnisse in Schulen waren eines der zentralen Wahlkampfthemen der rechten Parteien gewesen.
Die Gewerkschaften der Angestellten in den Staatsbetrieben wie z.B. für die Stromversorgung (UTE), für die Wasserversorgung (OSE), oder in der Telefongesellschaft (ANTEL), die Gewerkschaft der städtischen Angestellten (ADEOM) und der Verband der Justizbeamten beteiligten sich in diesen Tagen ebenfalls. Manche Gewerkschaften streikten 24 Stunden lang. Andere beendeten die Maßnahme nach dem Schlussakt der Demonstration, die von der Universität im Stadtzentrum Montevideos bis zum Parlamentsgebäude marschierte und an der laut Schätzungen 20.000 Menschen teilnahmen.