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Proteste gegen das Megaprojekt Tren-Maya in Mexiko

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Die Anwohner fordern eine Änderung der Gleisführung "raus aus den Städten und Barrios"
Die Anwohner fordern eine Änderung der Gleisführung "raus aus den Städten und Barrios"

Campeche. Anlässlich eines offiziellen Besuchs des Präsidenten Andrés Manuel López Obrador (Amlo) haben in Campeche, der Hauptstadt des gleichnamigen mexikanischen Bundesstaates, Proteste gegen das Infrastrukturprojekt Tren Maya (Maya-Zug) stattgefunden.

An den Bahngleisen entlang lagen riesige Transparente, die die Mitglieder des Kollektivs Tres Barrios Tren Maya, der Maya-Gemeinde La Candelaria sowie Bewohner von Santa Lucía, Ermita und Camino Real angebracht hatten, um ihren Widerstand gegen eine Umsiedlung wegen der geplanten Zugstrecke zum Ausdruck zu bringen. "Nein zur Zerstörung unserer Häuser und unserer Viertel" sowie die Forderung nach Änderung der Linienführung des Zuges "raus aus den Städten und Barrios" waren zu lesen. Bei der Aktion legten sich einige der Protestierenden demonstrativ auf die Transparente.

Während seines Besuchs ließ sich López Obrador per Helikopter über den Fortschritt des Projekts Tren-Maya unterrichten.

In einem von den betroffenen Anwohnern verfassten Kommuniqué vom 9. Juli prangern sie an, dass sie von Mitgliedern von Amlos Partei Morena sowie vom Nationalen Fonds zur Förderung des Tourismus (Fonatur) und auch von Mitarbeitern des zuständigen Bauunternehmens eingeschüchtert und unter Druck gesetzt werden. Auch ihre persönlichen Daten wurden erfasst. "Dies alles nur, weil wir unsere Wohnräume in unseren Vierteln verteidigen", heißt es in dem Kommuniqué.

Zudem verbreiteten die Behörden Falschinformationen, indem sie behaupten, dass die Einwohner mit der Übergabe ihres Eigentums per Konsens einverstanden seien und die Übergabe friedlich und freiwillig erfolgen werde. Sie diskreditierten die Sprecher der Interessengruppen als korrupte Personen, die Geld von Menschenrechtsorganisationen bekommen hätten, damit sie die Einwohner verunsichern und Lügen verbreiten. Auch hätten die Einwohner die Häuser, Felder und Grundstücke vor Jahren illegal besetzt, heißt es von offizieller Seite.

Die Einwohner haben bis jetzt eine Umsiedlung verhindert. Seit den Regionalwahlen im Juni dieses Jahres habe allerdings der Druck der Morena-Partei zugenommen, um sie von einer Verfassungsbeschwerde abzuhalten, "anderenfalls würden wir keine Ersatzwohnungen bekommen".

Für die Umsiedlung hat die Regierung bislang zwei Möglichkeiten angeboten: Entweder akzeptieren die Einwohner eine Ersatzwohnung in einem von den Behörden ausgewählten Viertel oder die Betroffenen suchen und kaufen ein Grundstück und die Regierung baut dort ein Haus.

Die Betroffenen fordern dagegen von López Obrador, die Streckenführung des Zuges zu ändern, damit ihre Wohnorte nicht betroffen sind. Außerdem sollen die Einschüchterungen sofort eingestellt werden.

Der Tren Maya ist eines der Großprojekte der aktuellen Regierung. Vorgesehen ist die Verlegung von circa 1.460 Kilometer Eisenbahnschienen. Die Bundesstaaten Tabasco, Campeche, Yucatán und Quintana Roo mit ihren archäologischen Stätten sollen miteinander verbunden werden. Ziel ist nach Regierungsangaben das Vorantreiben einer nachhaltigen Entwicklung im Südosten Mexikos.

Die betroffenen Gemeinden, darunter viele indigene, wurden weder adäquat informiert und angehört, noch wurde ihnen eine Gelegenheit zur Stellungnahme eingeräumt, wie es die Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation vorschreibt, "wann immer gesetzgeberische oder administrative Maßnahmen, die sie unmittelbar berühren können, erwogen werden".

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