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Kolumbiens Protestsänger Máximo Jiménez ist tot

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Máximo Jiménez. Seine Texte richteten sich gegen hochrangige Mitglieder des Militärs, Großgrundbesitzer und Paramilitärs
Máximo Jiménez. Seine Texte richteten sich gegen hochrangige Mitglieder des Militärs, Großgrundbesitzer und Paramilitärs

Montería. Der höchste Vertreter der Vallenato Musik, Máximo Jiménez, ist tot. Mit kritischen Protestliedern wie "Usted, Señor Presidente" (Sie, Herr Präsident) machte sich der Künstler bei den Machthabern unbeliebt und lebte lange Zeit im Exil.

Mit 72 Jahren starb Jiménez in der Zentralklinik seiner Heimatstadt Montería im Departamento Córdoba. Beeinflusst von der Gewalt in der Region, entschloss sich der junge Jiménez, hauptsächlich unter dem Namen Indio Sinuano bekannt, sich mit dem kolumbianischen Akkordeon dem Protest anzuschließen. Mit Liedzeilen wie "El que no muere de hambre lo mata la Policía" (Der der nicht an Hunger stirbt, wird von der Polizei getötet) zog er die Feindschaft der Eliten bereits in den 60er Jahren auf sich. Er war Teil der "Asociación Nacional de Usuarios Campesinos" (Nationaler Kleinbauernverband, Anuc), der sich für eine Verbesserung der Lebensumstände der bäuerlichen Bevölkerung einsetzte.

Schon im Alter von 25 nahm er am "Festival de la Leyenda Vallenata" (Festival der Legende des Vallenato) teil. Die Organisationsleitung des Spektakels bat den Musiker seine Texte abzumildern, die sich vorrangig gegen politische Akteure, hochrangige Mitglieder des Militärs, Großgrundbesitzer und Paramilitärs richteten. Eine solche Kritik trauten sich nur wenige zu äußern, da diese oft in systematischer Verfolgung, Exil oder dem Tod endete. Da Jiménez sich nicht beugte, musste er nach mehreren Drohungen, Attacken und willkürlichen Festnahmen nach Europa fliehen.

Sein Bruder wurde ermordet und weitere Familienangehörige sind bis heute verschwunden. Im Zuge des Friedensabkommens kehrte der Musikpionier 2017 nach Kolumbien zurück, wo er weitere Bedrohungen und Übergriffe erlitt. Jedoch hörte er nie auf seine Protestlieder zu veröffentlichen.

"Nur wenige Sänger eines Musikgenres in Kolumbien haben eine solche soziale und politische Sensibilität", kommentiere das Radio Nacional De Colombia in einem Nachruf auf den Vallentato-Star. Mit der Dokumentation "Los pueblos cuentan conmigo y yo cuento con ello" (Das Volk zählt auf mich und darauf zähle ich) erteilten die Autoren dem Musiker eine Hommage auf sein Lebenswerk.

Außer seine Heimat und sein Leben im Exil stellen zoziale Gerechtigkeit und Kolonialismuskritik zentrale Themen seines Schaffens dar. Im Lied "El Indio Sinuano" kommentierte er: "A mi casa llegó un día el español / Y del oro de mi padre se apropió / Y la tumba de mi abuelo" (Eines Tages kam der Spanier zu mir nach Hause / Und das Gold meines Vaters hat er sich angeeignet / Und das Grab meines Großvaters).

Gegen kolumbianische Machthaber sang er: "Usted, señor presidente, si está de acuerdo que acaben los campesinos de su nación, si sabe que es un esfuerzo el que están haciendo para no morir de hambre con su opresión. Y manda su gente armada sin corazón pa’ que vean correr la sangre de un hombre bueno" (Sie, Herr Präsident, ob Sie einverstanden sind, dass die Kleinbauern Ihres Landes ausgerottet werden, ob Sie wissen, dass sie sich bemühen, nicht durch Ihre Unterdrückung zu verhungern. Und Sie schicken Ihre herzlosen bewaffneten Leute, damit sie das Blut eines guten Menschen fließen sehen).

Das US-amerikanische Magazin Vice schloss seinen Nachruf mit folgenden Worten ab: "Máximo, der wirklich ein Maximum an Vallenato ist, singt nicht von der Liebe zu Frauen, sondern von der Liebe zur Menschheit, von der Liebe zur Erde. Er ist eine soziale Revolution auf der Grundlage des Vallenato: Seine Lieder fordern die Bauern auf, sich an der sozialen Organisation zu beteiligen, und ermutigen sie, für Land und ihre Rechte zu kämpfen, die heute nach mehr als 40 Jahren immer noch ungelöst sind. Deshalb summen die Bauern bei Agrarstreiks und Protesten um Land die Lieder von Máximo Jiménez".