Am 30. November 2016 trat nach vier Verhandlungsjahren ein Friedensabkommen zwischen der größten Guerilla Kolumbiens, den Farc-EP, und der kolumbianischen Regierung in Kraft. Es sollte den fast sechs Jahrzehnte dauernden Bürgerkrieg beenden, bei dem über 200.000 Menschen getötet und mehr als acht Millionen Menschen vertrieben wurden. Die Ursachen des Konflikts sollten angegangen werden. Dazu gehören unter anderem die ungleiche Verteilung von Land, die Vertreibung der kleinbäuerlichen Bevölkerung, Fragen der Drogenökonomie und die Gewalt der Paramilitärs.
Doch fünf Jahre später sind große Teile des Vertrages nicht umgesetzt und die Ursachen des Konfliktes bestehen fort. Bis heute ist die Situation in Kolumbien geprägt von Armut, Gewalt und Drogenhandel. An der Regierung ist seit 2018 die ultrarechte Partei Centro Democrático, die sich stets vehement gegen das Friedensabkommen gestellt hatte und kein Interesse daran hat, zentrale Punkte wie die Landreform anzugehen oder die Sicherheit der früheren Farc-Mitglieder zu garantieren. Haben Skeptiker:innen recht behalten, die von Anfang befürchteten, dass das einzige Interesse der Eliten Kolumbiens an dem Abkommen die Entwaffnung der Guerilla und damit der Zugriff auf die von ihr kontrollierten Gebiete war?
Welche Bilanz kann man also nach fünf Jahren Friedensvertrag ziehen? Darüber sprechen wir mit Ani Dießelmann in Cali, Kolumbien. Seit 2013 lebt sie dort und berichtet u.a. für amerika21 aus und über Kolumbien. Seit 2015 ist sie Mitglied der Redaktion von amerika21.
Ani Dießelmann ist promovierte Linguistin und Philosophin und entkam dem akademischen Elfenbeinturm – wie sie sagt – durch ihre Tätigkeit als Journalistin und Menschenrechtsbeobachterin in Kolumbien. Durch ihre Mitarbeit in der kolumbianischen NGO Redher (Red de Hermandad y Solidaridad con Colombia) kennt sie die politische Situation auch aus Sicht der sozialen Bewegungen. Im Rahmen eines Post-Doc forscht sie an der öffentlichen Universidad del Valle in Cali zur Demobilisierung der Farc-Guerilla, über die politische Kommunikation der Regierung und Imagekampagnen des Militärs.
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Das Interview ist Teil unserer Reihe "a21 Spezial Kolumbien: Fünf Jahre Friedensabkommen"