Neue Spannungen zwischen Argentinien und Großbritannien wegen Malwinen

Diplomatische Auseinandersetzung um die Wiederaufnahme des Flugverkehrs. Krieg um die Malwinen jährt sich 2022 zum 40.Mal

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Auch 40 Jahre nach dem Krieg um die Malwinas sind die Beziehungen zwischen Argentinien und Großbritannien angespannt
Auch 40 Jahre nach dem Krieg um die Malwinas sind die Beziehungen zwischen Argentinien und Großbritannien angespannt

Buenos Aires. Zum 40. Jahrestag des Kriegs um die Malwinen (auch Falklandinseln) vor der Küste Feuerlands steigen die Spannungen zwischen dem Vereinten Königreich und Argentinien erneut. Die Inselgruppe ist seit März 2020 aufgrund der Covid-19-Pandemie praktisch abgeriegelt. Einzig aus dem Vereinigten Königreich fliegt die Royal Air Force von Oxfordshire aus auf die 12.000 km² große Inselgruppe. Vor allem chilenische Staatsbürger:innen sind seitdem hier gestrandet. Der reguläre Flug über die argentinische Stadt Rio Gallegos bis ins chilenische Punta Arenas findet seit Beginn der Coronavirus-Pandemie nicht wie gewohnt statt.

In diesem Zusammenhang bot die argentinische Regierung der Regierung der Inseln und Großbritannien an, zwei "humanitäre Flüge" im Dezember und Januar für Menschen einzurichten, die aufgrund der Beschränkungen nicht heimkehren können. Die Flüge sollten, so steht es in der Pressemitteilung des argentinischen Auswärtigen Amts, "mit der nationalen argentinischen Fluglinie von argentinischem Territorium aus die Malwinen [ansteuern]" und auf dem Rückflug in Chile landen.

Das Büro für Auslandsangelegenheiten ("Foreign Office") der Inseln lehnte den Vorschlag jedoch dankend ab und erklärte gegenüber der Tageszeitung La Nación: "Die Verwaltung der Flugrouten mit den Falklandinseln liegt in der Verantwortung der Regierung der Falklandinseln FIG. Die FIG möchte die Menschen dabei unterstützen, an Weihnachten ihre Familien zu besuchen, und hat daher die argentinische Regierung um eine Erlaubnis für einen Charterflug von den Falklandinseln bis zum chilenischen Festland gebeten mit einer Rückkehr Anfang Januar. Die FIG würde für die Kosten dieser Flüge aufkommen."

Eine Einigung dazu, wer die Flüge in Richtung Chile durchführen kann und darf, gibt es bis dato noch nicht. Unterdessen kündigte die brasilianische Fluglinie LATAM an, die wöchentlichen Flüge zwischen Sao Paulo und den Malwinen zum 9. Februar wieder aufzunehmen.

Argentinien erhob nach dem Abzug Spaniens Anfang des 19. Jahrhunderts Ansprüche auf die Inseln. Seit 1837 existierte die britische Kolonialverwaltung. Zwischen April und Juni 1982 eskalierten die Streitigkeiten um die Souveränität über die Insel in einen blutigen Krieg als Argentinien Streitkräfte auf die Insel schickte. In dem mehrmonatigen Krieg kamen um die tausend Menschen ums Leben, über 649 davon auf argentinischer und 258 auf britischer Seite.

Zum 40. Jahrestag des Kriegs finden sowohl in Argentinien als auch auf den Inseln Gedenkveranstaltungen statt. Anlässlich dazu hat das argentinische Auswärtige Amt nun auch ein Büro des Sekretariats für die Malwinen, die Antarktis und den Atlantik in der südlichsten Stadt Argentiniens, Ushuaia, eingerichtet. Sein Leiter Guillermo Carmona sagte dazu: "Es ist wichtig, in Ushuaia (Feuerland) präsent zu sein, nicht nur aufgrund der Frage der Malwinen in der Außenpolitik", sondern auch weil hier "ohne Zweifel über die Zukunft der argentinischen Politik zu Ozeanen und der Antarktis entschieden wird".

Die Resolution Nr. 2065 der Vereinten Nationen hält beide Regierungen seit 1965 dazu an, eine friedliche Lösung für das Problem zu finden und dabei auch die Wünsche der Bevölkerung der Inseln zu berücksichtigen. Für Argentinien ist die Frage um die Inseln eine der Dekolonialisierung, für Großbritannien und die derzeitige Regierung der Falklandinseln eine der Selbstbestimmung der Völker. In einem Referendum im Jahr 2013 sprachen sich knapp 99 Prozent der Bevölkerung für einen Verbleib im Vereinigten Königreich aus.

Diese sieht sich nun auch mit den Folgen des Brexits konfrontiert. Nach dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union wurden die Malwinen ebenso wie Sügeorgien und die Südlichen Sandwichinseln bei den Verhandlungen um ein Freihandelsabkommen mit der EU zunächst außen vor gelassen. Gleichzeitig drohten konservative britische Parlamentarier Geflüchteten, die mit kleinen Booten versuchten, den Ärmelkanal in Richtung Großbritannien zu durchqueren, sie auf die Falklandinseln zu schicken.

Bei dem Streit um die Inselgruppe geht es nicht allein um die Insel an sich, sondern um den Zugang zu wertvollen Rohstoffen wie Öl, Mineralien und Metalle unter dem Meeresgrund.