São Paulo. Durch zahlreiche Kampagnen vereint unter dem Motto "Solidarität kultivieren, um das Volk zu ernähren" hat die brasilianische Landlosenbewegung MST (Movimento dos Sem Terra) im Laufe der Pandemie über 6.000 Tonnen Lebensmittel an von Ernährungsunsicherheit betroffene Personen und Familien verteilt.
Diese Bilanz wurde nach Beendigung der Weihnachtskampagne "Weihnachten ohne Hunger" erstellt, die vom 10. Dezember bis zum 6. Januar lief. Allein diese Aktion erreichte etwa 250.000 Personen in 24 brasilianischen Bundesstaaten mit 700 Tonnen Nahrungsmitteln.
Abgesehen von Spenden in Form von Lebensmittelkisten wurden auch "solidarische Mittagessen" und spezielle Weihnachtsessen veranstaltet. Die Nahrungsmittel wurden in städtischen und ländlichen Peripherien, sowie in indigenen Gemeinden und unter Obdachlosen verteilt.
Die Mehrheit der gespendeten Lebensmittel wurde in den Siedlungen und Lagern der Bewegung produziert, welche seit 37 Jahren das Konzept der solidarischen Landwirtschaft praktizieren. Das Ausmaß der Aktionen wurde jedoch nur durch die Hilfe von Spender:innen, des Netzwerks der Freundinnen und Freunde der MST, Partnerorganisationen und mehreren Tausend freiwilligen Helfer:innen ermöglicht.
Brasilien befindet sich in einer schweren wirtschaftlichen und sozialen Krise, verstärkt durch die Corona-Pandemie und fehlende Hilfe durch die Regierung, sodass circa die Hälfte der Bevölkerung keinen gesicherten Zugang zu Nahrung hat. Aus diesem Grund betonen Aktivist:innen der MST, dass diese Aktionen zwar kurzfristig die Not reduzieren, langfristig jedoch politische Lösungen und eine bereitwillige Regierung benötigt werden, um die zu Grunde liegenden sozialen Probleme zu bekämpfen.
Seit ihrer Gründung setzt sich die Landlosenbewegung für eine Agrarreform ein, die auf einer gerechten Umverteilung von Landbesitz, einhergehend mit natürlichen und ökonomischen Ressourcen, beruht. Ihr Aktivismus zeichnet sich durch die Besetzung unproduktiver Großgrundbesitze sowie der Bildung von ländlichen Siedlungen aus. Dort bauen sie einerseits nachhaltige und gesunde Lebensmittel an, gründen aber zum Beispiel auch Schulen mit speziellem Lehrplan, der auf ein würdiges Leben auf dem Land ausgerichtet ist.
Mit fortschreitender Corona-Impfkampagne nahm die MST im Herbst des vergangenen Jahres auch ihre Landbesetzungen wieder auf. In São Paulo, Bahia und Rio Grande do Norte besetzten über 200 landlose Familien unbewirtschaftete Ländereien, errichteten Hütten und begannen, gesunde Lebensmittel anzubauen. Ihr Motto: "Besetzen, standhalten und produzieren" .