El Salvador: 40 Jahre nach dem Massaker von El Mozote

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Keine Klarheit über Bauarbeiten und die Gefährdung der Gedenkstätten
Keine Klarheit über Bauarbeiten und die Gefährdung der Gedenkstätten

El Mozote. Mehr als 40 Jahre nach dem Massaker von El Mozote hat ein forensisches Team erneut Exhumierungen durchgeführt. Am 10. Dezember 1981 waren fast 1.000 Frauen, Kinder und ältere Menschen von Streitkräften der damaligen Regierung ermordet worden, eine der vielen grausamen Maßnahmen in ihrer Strategie der "verbrannten Erde", mit der die Guerilla ausgeschaltet werden sollte. Bis heute wurden die Verantwortlichen dafür noch nicht zur Rechenschaft gezogen.

Es ist nicht die erste Exhumierung. Bereits 1992 und seitdem immer wieder haben salvadorianische und argentinische forensische Teams im Auftrag von Menschenrechtsorganisationen und Angehörigen der Opfer Exhumierungen durchgeführt und viele sterblichen Überreste gefunden, die die Angehörigen dann würdevoll bestatten konnten. Dieses Mal fanden sie im Ortsteil La Joya María Francisca Reyes, ihre drei Kinder im Alter von sechs Monaten, drei Jahren und fünf Jahren und ein elf Monate altes Kleinkind, das sie zu dem Zeitpunkt betreute. Im Februar bereits suchte das Team an einem anderen Ort (Cerro Pando) nach elf Personen, fand jedoch nur Knochenreste, die noch nicht identifiziert werden konnten.

Bereits die Wahrheitskommission der Vereinten Nationen stellte fest, dass Einheiten des Batallón Atlacatl zwischen dem 10. und 13. Dezember 1981 "absichtlich und systematisch" etwa 6.000 Kinder, Frauen und Männer gefoltert und ermordet hatten. Das Amnestiegesetz, das unmittelbar nach der Veröffentlichung des Berichtes der Wahrheitskommission 1993 erlassen wurde, verhinderte effektiv jegliche Aufklärung und strafrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen. Das änderte sich 2016, als das Amnestiegesetz vom Verfassungsgericht aufgehoben wurde. Eine juristische Aufarbeitung konnte beginnen, die bereits Zeugenaussagen und Berichte aus zahlreichen Anhörungen an die Öffentlichkeit brachte.

Im Laufe dieses Prozesses forderte der Richter auch Zugang zu den Militärarchiven, um die Verantwortlichen für dieses Massaker zu ermitteln. Allerdings verweigerte die Militärführung dem Richter und seiner Delegation den Zutritt. Ein weiterer Rückschlag erfolgte Ende August 2021, als das mehrheitlich mit Anhängern von Präsident Nayib Bukele besetzte Parlament alle Richter mit mehr als 30 Dienstjahren bzw. älter als 60 Jahre von einem Tag zum anderen in den Ruhestand versetzte. Auch das Verfahren im Fall des Massakers von El Mozote ist betroffen. Es wird sehr lange dauern, bis die neue Richterin, die den Fall übernehmen musste, sich durch die Tausenden von Seiten Dokumente durchgelesen hat.

Die Missachtung der Regierung gegenüber den Angehörigen der Opfer machte sich auch bei dem Gedenken im letzten Dezember bemerkbar. Die Familien hatten bereits alles für den 40. Jahrestag zum Gedenken an die Opfer vorbereitet, als ein Regierungskonvoi ohne vorherige Absprache den Platz räumte, die Verkaufsstände abriss und eine eigene Bühne für eine kurze Rede des Präsidenten installierte. In dieser Rede kündigte Bukele Infrastrukturpläne für El Mozote an. Die Vergangenheit würdigte er nicht.

Diese Infrastrukturpläne scheinen nun umgesetzt zu werden. Welche genau es sind, ist nicht bekannt. Berichtet wurde jedoch, dass am vergangenen Samstag ohne Erklärung oder Absprachen das Monument zum Gedenken an die Opfer von El Mozote mit einem Bauzaun abgegrenzt wurde und Bauarbeiten begannen. Die Menschen vor Ort befürchten, dass ihre Gedenkstätte, die Kirche und andere Orte zum Gedenken an ihre Lieben einfach so zerstört werden könnten.