Umweltschäden durch Nickelmine in Guatemala: Schweizer Firma in der Kritik

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Gemeinden wehren sich gegen die Nickelmine: "Wir indigene Maya Q’eqchies fragen uns: Ist das Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit?"
Gemeinden wehren sich gegen die Nickelmine: "Wir indigene Maya Q’eqchies fragen uns: Ist das Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit?"

Guatemala-Stadt. Das Schweizer Bergbauunternehmen Solway Investment Group soll bezüglich seiner Nickelmine Fénix im Landkreis El Estor im Nordosten Guatemalas "über Jahre hinweg mutmaßlich die Bevölkerung belogen, staatliche Stellen bestochen und die Umwelt gefährdet haben". Diesen Vorwurf erhebt ein 65-köpfiges Journalistenteam von 20 Medien aus 16 Ländern.

Beteiligt an der Recherche waren neben Prensa Comunitaria aus Guatemala unter anderem der britische The Guardian, die französische Zeitung Le Monde, die spanische El País sowie die Süddeutsche Zeitung, der WDR und die Zeit aus Deutschland.

Auslöser waren Berichte des guatemaltekischen Journalisten Carlos Ernesto Choc, Maya Q'eqchi' aus El Estor. Er arbeitet für das investigative kommunitäre Medium Prensa Comunitaria. 2017 hatte er bei einem Protest von Fischern gegen die Betreiberfirma der Nickelmine Fénix in El Estor gefilmt und öffentlich gemacht, wie der Fischer Carlos Maaz – mutmaßlich von der Polizei – erschossen wurde. Choc wurde danach kriminalisiert (amerika21 berichtete), wiederholt attackiert und bedroht.

Das Redaktionsnetzwerk Forbidden Stories griff den Fall auf und machte die Vorgänge international bekannt. Im Frühjahr 2021 spielte dann die Hackergruppe "Guacamaya" dem Netzwerk ­470 E-Mail-Konten und acht Millionen Dokumente aus internen Unterlagen des Konzerns zu. Die Journalisten werteten das Material aus ließen es von unabhängigen Experten überprüfen.

Wie die Süddeutsche Zeitung und die Zeit berichten, habe das Unternehmen zahlreiche Daten zu Umweltschäden des an die Mine grenzenden Izabal-Sees selbst dokumentiert. Die Konzentration von Chrom, einem Abfallprodukt der Mine, soll bei Ablagerungen im See bis zu 2.500 Mikrogramm pro Gramm Schlick betragen haben. Werte ab 90 Mikrogramm sind nach Expertenmeinung bereits schädlich für die Ökosysteme. Verfärbungen des Sees sollen auf die Mine zurückgehen, Fischer und Anwohner hatten dies schon länger angenommen. Ursächlich sei die Kontamination mit Brauneisenerz.

Auch der Umgang mit dem Widerstand gegen die Nickelmine ist Thema in den Berichten. Das Unternehmen erstellte laut Rechercheergebnissen Listen über Anwohner mit Vermerken zu ihrer Einstellung zur Mine. Über die unternehmensnahe Stiftung Raxché sollen Gelder an einen lokalen Indigenenrat und "vier Privatpersonen" geflossen sein, die sich dann für die Mine aussprachen. Mehr als 45.000 US-Dollar seien außerdem allein 2020 als "Spende" an die nationale Polizei gegangen. Auch direkte Vertreibungen soll Solway geplant haben.

"Die Solway Investment Group weist die falschen und verleumderischen Behauptungen entschieden zurück", heißt es dazu auf der Firmen-Homepage. Zudem verurteilt sie die "illegalen Recherchemethoden". Die Vorwürfe entbehrten jeder sachlichen Grundlage, "Solway handelt im Einklang mit den geltenden Gesetzen und duldet keine Korruption und Bestechung”, so das Statement vom 6. März. Nach eigener Aussage ist die Solway Group derzeit "der größte Schweizer Investor in Guatemala”.