Santa María Cahabón. Bei einem Angriff auf das Lager von Besetzern eines Grundstückes im Departamento Alta Verapaz im Norden Guatemalas ist der Kleinbauer Alberto Tec Caal ermordet worden.
Laut Aussagen der Anwesenden tauchten sieben schwer bewaffnete Männer am Sonntag gegen fünf Uhr morgens im Zeltlager auf dem besetzten Landgut San Marcos Chivilité auf. Der 51-jährige Tec Caal, der die Eindringlinge als einer der ersten bemerkte, wurde erschossen.
Mehr als 60 Familien halten das Grundstück seit Mitte August besetzt, manche leben und arbeiten seit Jahrzehnten dort. Zuvor hatten sie vergeblich versucht, Teile des Landes abzukaufen. Es handelt sich um ehemaliges indigenes Gemeindeland, das im Rahmen der sogenannten "Liberalen Reformen" der 1870er Jahre, mit denen unter anderem die Agrarstruktur auf Kosten vor allem der indigenen Bevölkerung verändert wurde, in den Besitz der Familie García Herrera gelangte. Man wolle nichts geschenkt, sondern mit dem Eigentümer darüber verhandeln, wie und wann Teile des Grundstücks zu kaufen sind, erklärt eine Besetzerin.
Zudem gehe es um nicht gezahlten Lohn. Bei den "Liberalen Reformen" gingen mit dem früheren Gemeindeland oftmals auch die indigenen Bewohner quasi in den Besitz der neuen Eigentümer über. Sie waren gezwungen, unbezahlte Arbeit zu verrichten und durften nur wenige Nahrungsmittel für den Eigenbedarf anbauen. Diese Strukturen existieren mancherorts heute noch: Einer der Landarbeiter der Finca Chivilité berichtet, er und andere hätten schon vier, fünf Jahre lang ohne Bezahlung auf dem Landgut der Familie García Herrera gearbeitet.
Inzwischen haben Kleinbauern der Finca Chivité vier Verdächtige des Mordes an Alberto Tec Caal festgesetzt. Dies berichtet die Journalistin des lateinamerikanischen Fernsehsenders Telesur, Rolanda García, auf ihrem Twitter-Account. Einer der Verdächtigen habe erklärt, dass Nestor Isaac Garcia Herrera, der Besitzer der Ländereien, den Angriff organisiert hätte.
Guatemalas Menschenrechtsobmann Jordán Rodas Andrade schaltete sich am Montag ein und forderte in einem Kommuniqué von den Behörden eine "zügige und sorgfältige Untersuchung", damit der Mord an dem "Verteidiger des Bodens und des Territorums" nicht ungestraft bleibe.
Die extrem ungerechte Landverteilung ist ein Grundkonflikt in Guatemala: Nur rund zwei Prozent der Bevölkerung sind Eigentümer von mehr als 70 Prozent der Agrarfläche. Cobán und Alta Verapaz sind vor allem für den Kaffee-Anbau bekannt. Ab 1863 siedelten sich zahlreiche Deutsche als Plantagenbesitzer an, bis 1890 befand sich fast die gesamte Kaffeeproduktion der Gegend in deutschen Händen.
Das Bauernkomitee des Altiplano fordert indes, dass die zuständigen Behörden "die Hintermänner des abscheulichen Mordes an unserem Bauernführer Alberto Tec festnehmen". Den guatemaltekischen Staat machen sie verantwortlich für die andauernde Verletzung der Menschnrechte der Indigenen, da er die Landfrage nicht löst.