Präsident von Kolumbien gibt grünes Licht für Fracking-Pilotprojekt

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Protest gegen das Fracking-Pilotprojekt in Puerto Wilches im Departamento de Santander
Protest gegen das Fracking-Pilotprojekt in Puerto Wilches im Departamento de Santander

Bogotá. Das Unternehmen Ecopetrol hat dank einer Verfügung des Amtes für Umweltlizenzen (Anla) für das Fracking-Pilotprojekt Kalé eine weitere Hürde genommen. Gegen die Verfügung ist eine Grundrechtsklage eingereicht worden.

In Puerto Wilches im Departemento de Santander sollen erste Erfahrungen mit Fracking gesammelt werden. Das Pilotprojekt umfasst eine Fläche von 4,67 Hektar und stößt 1,2 Kilometer in die Tiefe vor. Es sind Investitionen von 76 Millionen US-Dollar geplant.

Von Umweltorganisationen gibt es wegen der möglichen schädlichen Auswirkungen des Fracking viel Kritik. Carlos Santiago, Sprecher der Allianz Kolumbien Frei von Fracking (Colombia Libre de Fracking), stellte in Abrede, dass die Anla die Einwände und die Zweifel der Bevölkerung von Puerto Wilches und des Magdaleno Medio ernst genommen habe. Dazu komme, dass die Behörde keine seriöse und fundierte Studie über die Umweltauswirkungen erstellt habe. Die Anla hätte bei der Vergabe der Lizenz oberflächlich gearbeitet, dies insbesondere ohne die Auswirkungen auf das Wasser zu beachten, erklärte Santiago.

Wegen ihrer Kritik am Fracking-Pilotprojekt haben Umweltaktivist:innen bereits Morddrohungen erhalten. Im Februar dieses Jahres verließen vier Personen deswegen Puerto Wilches, unter ihnen die Aktivistin Yuvelis Natalia Morales, die im Ausland Schutz suchte, nachdem sie vor dem Kongress der Republik Stellung gegen das Fracking bezogen hatte. "Es gibt keine Rechtfertigung dafür, dass wir - weil wir uns für den Umweltschutz einsetzen und uns gegen diese Frackingprojekte wehren – frühmorgens mit Schutzwesten und von Leibwächtern begleitet unsere Wohnungen verlassen müssen. Wir fürchten uns in unserem eigenen Heim, bewaffnete Männer kommen zu unserem Haus, dies weil wir unsere Territorien schützen wollen", sagte Morales bei einer Medienkonferenz.

Präsident Iván Duque ist gewillt, drei Monate vor Ende seiner Amtszeit dem Fracking mit der Umweltlizenz für das Pilotprojekt möglichst den Weg zu ebnen. Ob dies gelingt, ist offen, haben doch Menschenrechtsorganisationen, zusammen mit der Allianz Kolumbien Frei von Fracking am 31. März 2022 eine Grundrechtsklage (Tutela) wegen Verletzung des Rechts auf vorherige Konsultation und der freien und informierten Zustimmung eingereicht. DieTutela richtet sich gegen das Innenministerium, die Anla und Ecopetrol.

Gemäß einer Medienmitteilung des Anwaltkollektivs Cajar will die Regierung Duque noch einem anderen Projekt mit Umweltrelevanz den Weg ebnen und plant in vier Gemeinden der Region Catatumbo im Departamento de Norte de Santander die Wiederaufnahme der Glyphosat-Sprühflüge. Aufgrund eines früheren Urteils des Verfassungsgerichts sind solche Besprühungen jedoch verboten, bis ein effektiver Prozess der vorherigenen Konsultation und der freien und informierten Zustimmung stattgefunden hat (amerika21 berichtete). Die geplanten Glyphosat- Besprühungen in den Gemeinden Hacarí, San Calixto, Sardinata und el Zulia stehen nach Überzeugung von Cajar im Widerspruch zum Urteil des Verfassungsgerichts.